Nachdem wir das sonderbare Bolinas hinter uns gelassen hatten, fuhren wir die Küste vorbei an kleinen Städtchen die wir vom Aussehen eher an der schottischen oder irische Küste erwartet hätten. Wie so oft hat uns die Vielseitigkeit dieses Landes ein weiteres Mal zum Staunen gebracht. Wir hielten an der bezaubernden Bodega Bay um ein paar Fotos von der Küste zu machen und stellten einmal mehr fest wie wohl wir uns in diesem Teil der Welt fühlen. Während am Anfang unseres Roadtrips durch den Westen der USA ein Highlight das nächste jagte, plätscherte die Tour ein wenig vor sich hin, seitdem wir San Francisco verlassen hatten. Wir genossen den neuen Rhythmus und fuhren zum Sonoma Coast State Park. Wir fanden einen Parkplatz mit direktem Blick aufs Meer und ohne „No Camping“-Zeichen. Neben uns bereitete ein anderes Auto-Reise-Pärchen gerade ihr Abendessen zu und wo vermuteten das sie wohl auch hier die Nacht verbringen würden. Zum Sonnenuntergang füllte sich der Platz und wir kamen mit einem anderen Paar ins Gespräch, die aus der Gegend waren und uns empfahlen am nächsten Tag die Armstrong Woods zu besichtigen, da die Riesenbäume in diesen Wäldern sehr beeindruckend seien. Wir hatten keine Ahnung wo wir die Nacht verbringen sollten, da sämtliche Campingplätze an der kalifornischen Küste viel zu teuer sind und wir keinen BLM- oder National-Forest-Campground in der Nähe finden konnten. Also blieben wir einfach auf den Parkplatz mit dem Meerblick und hofften, dass es keinen auffallen würde. Bereits zwei Stunden später hatten wir nicht mehr das Gefühl, dass Übernachten auf diesem Platz erlaubt war, denn außer uns hatten alle Autos den Parkplatz nach Sonnenuntergang verlassen.
Frühstück mit Robben
Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete, wusste ich zunächst nicht, warum ich wach geworden war. Ich schaute auf die Sonnenblenden mit denen wir immer alle Fenster von innen für die Nacht blickdicht verdeckten und sah den Schatten eines Mannes um unser Auto schleichen. Bevor ich Angélique aufwecken oder auch nur selber darüber nachdenken konnte, was als nächstes passiert, klopfte es an der Tür unseres Autos. Die strenge Stimme eines Polizeibeamten forderte uns dazu auf die Tür zu öffnen und um seinen Unmut nicht größer werden zu lassen drückte ich auf den Knopf der Schiebetür. Mit der Hand an der Waffe erklärte uns der Beamte, dass das schlafen im Auto in Kalifornien eine Straftat sei und bat uns mit strenger Stimme unsere Ausweise vorzuzeigen. Wir wollten keine Geld- oder womöglich sogar eine Haftstrafe riskieren, entschuldigten uns und gaben ihm unsere Pässe. Angélique konnte es sich nicht verkneifen den Polizisten darauf hinzuweisen, dass es keine Beschilderung an diesem Platz gebe welche das Campen ausdrücklich verbietet, woraufhin er uns erklärte, dass wir 20 Minuten haben um den Platz zu verlassen. Wir freuten uns mit einer Verwarnung davon gekommen zu sein, und fuhren den MiniVan einfach auf den nächsten Parkplatz. An Schlaf war nicht mehr zu denken und wir gingen ein Stück am Strand spazieren. Zu unserem Glück hatten sich hier einige Seelöwen eingerichtet die wir beim Frühstücken beobachten konnten.. Alles in einem war der Polizist sehr freundlich und hat uns sogar Tips für weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung gegeben, sodass wir nicht mehr so viel Angst vor der amerikanischen Polizei hatten.
Wild Campen in Mendocino
Der Tag war noch jung und wir fuhren zum Salt Point State Park um einen Küsten-Trail zu laufen. Dank der freundlichen Park Rangerin konnten wir uns sogar die Gebühr für den Park sparen, da sie uns den Tip für einen kostenlosen Parkplatz gab, nachdem sie erfuhr das wir nur wegen dem Trail da waren. Der Salt Point Trail war atemberaubend. Er verlief unmittelbar am Meer entlang, sodass wir die ganze Zeir den Blick auf das tosende Meer und die Klippen genießen konnten, während auf der anderen eine Wildblumenwiese die nächste überdeckte. Direkt im Anschluss an den zweistündigen Trail fuhren wir zum Bowling Ball Beach, der seinen Bamen wegen der Bowlingkugel großen Felsen erhielt, die bei Ebbe aus dem Wasser ragen. Da er etwas versteckt liegt, fanden wir ihn erst beim zweiten Ablauf und mit dem Tip ein paar Amerikaner. Nachdem wir den richtigen Parkplatz fanden, mussten wir uns noch neben Tonnen von Treibholz an einem Tau zum Strand hinab seilen. Hier war es einsam und wunderschön, da nicht besonders viele den beschwerlichen Weg auf sich nehmen, zählt dieser Strand zu den wildesten und schönsten die wir in im Westen der USA gesehen haben.
Nach einem kurzen Mittagsstop in Point Arena, wo wir ausgezeichnete Chowder aßen, fuhren wir nach Mendocino um uns einen Platz für die Nacht zu suchen. Leider gab es auch hier keine günstigen Campgrounds und wir fuhren so lange in der Gegend herum bis wir einen Platz in einem modrigen Stück Wald fanden, der etwas versteckt von der Straße lag. Wegen den vielen Mücken machten wir so schnell wie möglich das Auto schlafbereit und rollten uns innen drin leise zusammen, in der Hoffnung am nächsten Morgen nicht wieder von der Polizei geweckt zu werden. Wild Campen ist keine romantische Angelegenheit, zumindest wenn man sich in der Nähe von urbanen Gebieten befindet. Das Gefühl der Freiheit überall übernachten zu können, weicht schnell dem Gefühl der Angst dabei erwischt zu werden und sogar mit einer Strafe dafür rechnen zu müssen. Jedes Auto, das vorbeifährt und jeder Spaziergänger lösen Unbehagen aus und man verbringt den Abend immer mit dem Gedanken daran das die Polizei an die Tür klopft und einen zum Weiterfahren auffordert. Ein Lagerfeuer oder selbst das Kochen vor dem Auto erregen zu viel Aufmerksamkeit, sodass man sich im Auto versteckt wie ein Obdachloser krimineller und hofft, dass man am nächsten morgen einfach unentdeckt diesen Platz verlassen kann. Verständlich, dass wir das Wild Campen nach drei Tagen satt hatten und die Stimmung bereits Morgens schon im Keller war, als wir unseren Waldplatz in Medocino verließen ohne wirklich zu wissen wo es hingehen sollte. Wir führen zur Küste um eine Toilette auf einem Rastplatz aufzusuchen, zu frühstücken und dem Tag einen zweite Chance zu geben. Was macht man, wenn die Stimmung im Keller ist und man sich dreckig fühlt? Richtig, man gönnt sich einen Tag im Spa.
wild campen wäre auch nicht meine <sache, aber was kostet denn ein teuerer Campingplatz?
Das ist nicht immer gleich. Aber an der Küste von Kalifornien kostet ein Campingplatz pro Nacht ca. 40-60 Dollar.