Es war sieben Uhr Morgens als wir in unserem Hotel nach einem 48 Stunden Flug von einer Bohrmaschine geweckt wurden. Eine sehr aufgebrachte Hotelmanagerin ließ uns in ein ähnlich gutes Hotel bringen, da sie gegen den Baulärm im Nachbarhotel nichts unternehmen konnte. Dort angekommen war das Hotel ähnlich, da es zu derselben Hotelkette gehörte, und auch ganz gut. Zum Glück, denn uns blieb auch nicht viel anderes übrig, hatten wir ja nur noch zwei Nächte in Hanoi. Nach einer Nacht im Ersatzhotel mussten wir aber bereits wieder weiterziehen, da sie plötzlich ausgebucht waren. Wir wurden in ein kleines Hostel transportiert was ähnlich gut sein sollte. Dort angekommen stellten wir jedoch fest, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach und wir uns um eine Kategorie verschlechtert hatten – der Preis blieb natürlich trotzdem der Gleiche. Enttäuscht und etwas angefressen, blieben wir aber trotzdem, da es sich eh nur um eine Nacht handelte, denn wir hatten eine mehrtägige Tour mit Ethnic Travel gebucht. Wir beschlossen aber bei unserer Rückkehr nach Hanoi das Zimmer zuerst anzuschauen, bevor wir es einfach online buchen. Rückwirkend betrachtet begann mit dieser Entscheidung unsere Odyssee auf der Suche nach einem Hotelzimmer in Hanoi.
Zurück in Hanoi entschieden wir uns von Hotel zu Hotel zu laufen und auf Risiko zu setzen. Bereits das erste Hotel hatte ein freies Zimmer, welches wir uns jedoch erst gegen 11 anschauen konnten, wenn die Gäste ausgecheckt hatten. Das war ja einfach dachten wir uns und beschlossen in der Zwischenzeit aus Neugierde ein etwas teureres Hotel anzusteuern und nach einem Discount für drei bis vier Nächste zu fragen. Ein Herr im Anzug wies uns daraufhin, dass das Zimmer zwar 80 Dollar pro Nacht koste, er es uns aber im Tausch für eine Online-Bewertung für 30 Dollar überlassen würde. Da das Zimmer traumhaft und sogar mit Balkon war, aber immer noch etwas über unserem Reisebudget lag, vertrösteten wir ihn damit, dass wir uns entscheiden, nachdem wir das andere Zimmer um 11 Uhr gesehen hätten. Zurück beim ersten Hotel zeigte uns der Besitzer ein schreckliches Zimmer welches nach Schimmel roch, sprach uns aber gut zu, dass das andere Zimmer welches wir gegen 12 Uhr anschauen könnten, deutlich besser sei. Wir gingen diesmal auf Nummer Sicher und liefen schnell zurück zum teuren Hotel. Mit traurigem Blick teilte uns der Manager mit, dass wir das Zimmer nicht mehr haben könnten- ein anderes Pärchen habe dies vor fünf Minuten sofort für eine Nacht online gebucht. Morgen hätte er aber wieder das Zimmer für die nächsten drei Nächte frei und sein Angebot steht. Okay also wieder zurück zum ersten Hotel, das Zimmer angucken. Ist es nur okay, wollten wir es für eine Nacht nehmen, schnell zurück zum teuren Hotel laufen und für die nächsten drei Nächte das teure Zimmer im schicken Hotel für 30 Dollar die Nacht buchen.
Als sich die Zimmertür um 12 Uhr im ersten Hotel öffnete, waren wir zunächst erstaunt, dass sich noch ein Gast darin befand, der anscheinend trotz mehrerer Aufforderungen das Zimmer nicht wie vorgeschrieben um 10 Uhr verlassen hatte. Der ältere chinesische Mann winkte uns aber freundlich herein. Er hatte ordentlich Party gemacht letzte Nacht, denn das Zimmer war chaotisch, voller leerer Bierflaschen und stank nach Schweiß und Rauch. Der Hotelmanager versuchte durch das Öffnen des Fensters und durch hektisches Wedeln die wilden Gerüche aus dem Zimmer zu vertreiben. Jedoch konnte er nichts dagegen tun, dass der alte Chinesenopa gerade die Rotze der letzten Nacht bei offener Badezimmertür ins Waschbecken spittete als wir gerade daran vorbeigingen um das Zimmer zu verlassen. Wir nahmen es nicht.
Ab da folgte eine dreistündige Klinkenputzer-Aktion bei der jedes der Hotels genau an dem Tag ausgebucht, zu teuer oder verschimmelt war. Wir wollten gerade aufgeben, als wir tatsächlich ein Zimmer für die eine Überbrückungsnacht fanden und sagten (obwohl es etwas zu teuer war) sofort zu. Freudestrahlend liefen wir zurück zum teuren Hotel um die drei Nächte zu buchen und uns dann endlich entspannen zu können. Der Manager war erschüttert, als er uns mitteilte, dass er vor fünf Minuten eine Online-Buchung bekam und das Zimmer jetzt auch für die drei anderen Nächte vergeben war. Es tat ihm zutiefst leid, aber er konnte die Buchung nicht mehr stornieren und hatte somit auch kein freies Zimmer mehr für uns. Ich sah hinüber zu Angélique die gerade dabei war die Contenance zu verlieren.
Wir gingen nach draußen und setzten uns auf die Treppe um durchzuatmen und die Lage zu betrachten. Wir hatten ein zu teures Zimmer für eine Nacht, kein Zimmer für die anderen Nächte und waren gefühlt bereits alle Hotels in Hanoi abgelaufen. Während Angélique in so einer Situation das einzig richtige tat und eine Runde heulte, konzentrierte ich mich darauf sie deswegen anzuschreien. Ja so ist das, wenn man sich liebt.
Naja, nach ein paar Minuten hatten wir uns beide wieder eingekriegt und recherchierten nach Hotels in den entlegensten Winkeln der Stadt. Und tada da fanden wir es. Ein wunderbares Zimmer in einem neuen Hotel. Wir holten unser Gepäck, redeten uns an der Rezeption aus der Reservierung der Überbrückungsnacht heraus und machten uns mit unseren Taschen auf Richtung hotelierer Erlösung. Es wurde langsam schon dunkel und der Taxifahrer hatte sichtlich Mühe das besagte Hotel zu finden. Er ließ uns deshalb an der Hauptstraße raus und winkte uns in eine Richtung. Wir kämpften uns durch enge Seitengassen, vorbei an Rollern und Garküchen, Hühnern und Kindern in Pyjamas. Und plötzlich standen wir davor. Wir erklommen die letzten Stufen zur Rezeption schauten der jungen Dame tief in die Augen und fragten ob sie ein Zimmer frei hätten. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den Computer, schüttelt den Kopf und sagte: „Sorry, we are fully booked tonight“ – puh zum Glück haben wir im Taxi bereits online gebucht.
„Ja so ist das, wenn man sich liebt.“
– 100 Punkte !
Gruß aus Vietnam,
ALEA