Luang Prabang: Im Rhythmus des Mekong

Langsam reisen ist nicht einfach. Ein ganzes Jahr lang reisen hört sich am Anfang nach viel Zeit an. Mindestens einen Monat für jedes Land, das man bereist auch. Doch jedes Mal wenn wir die Grenze zum nächsten Land überquerten, hatten wir immer das Gefühl etwas verpasst zu haben. Wir wollten uns diesmal nicht festlegen wie lange wir an welchem Ort in Laos bleiben würden und buchten zunächst nur eine Nacht in Luang Prabang in einem kleinen Hotel in der Nähe des Stadtkerns. Der Flug mit Lao Airlines in der kleinsten Propellermaschine der Welt verlief weitestgehend unproblematisch und wir erreichten die Villa Oasis am späten Abend. Das Zimmer war großartig und in der Anlage, die rund um einen Lotusteich angelegt war, fühlten wir uns sofort richtig wohl. Länger bleiben konnten wir dann leider nicht, denn die Zimmer für die Folgenacht waren alle vergeben und wir mussten direkt am nächsten Morgen weiterziehen. Der super freundliche junge Mann von der Rezeption hatte noch versucht ein anderes Zimmer für uns zu organisieren, aber auch hier war alles ausgebucht. Wir liehen uns zwei Fahrräder und machten uns mit gedrückter Stimmung gleich am Morgen auf die Suche nach einer neuen Bleibe. Die Zimmersuche in Hanoi lag uns immer noch schwer im Magen und wir hatten uns innerlich schon auf einen weiteren Zimmersuchmarathon  eingestellt. Meistens kommt es aber anders als man denkt und Zack fanden wir beim ersten Anlauf ein frisch renoviertes Zimmer im Cold River Guesthouse mit wunderbaren Gastgebern mitten am Fluss. Super glücklich über diesen unerwarteten Erfolg nutzten wir den restlichen Tag um mit den Fahrrädern die Stadt zu erkunden, besuchten den ältesten Tempel und bestiegen den Phu Si Berg auf der Suche nach Buddhas Fußabdruck. Dieser war leider eine große Lachnummer und auch die meist noch minderjährigen Mönche die in der Anlage herumlungerten entrückten unsere Vorstellung eines Heiligen Mannes, der mit sich und seiner Umwelt in einer konstanten spirituellen Verbundenheit steht. Seit dem wir erfuhren, dass öfters kriminelle in einen Orden eintreten, um den weltlichen Instanzen die sie verfolgen zu entfliehen werfen wir uns immer verstohlene Blicke zu, wenn wir eine Raudimönch erblicken.

Jedoch sind natürlich nicht alle Mönche gleich und man sollte definitiv von einzelnen auf alle schließen. Es gibt sie noch, die heiligen Männer. Selbst in touristischen gebieten wie Luang Prabang kann man ihnen begegnen und auch in den tempeln eine spirituelle Erfahrung machen. Als wir eines Abends den Wat Xieng Thong besuchten, um den prächtigen Tempel zu bestaunen fanden wir ein Mosaik auf der Rückseite des Tempels, welche die Geschichte vom Flammenbaum des Lebens erzählt. Während wir versuchten uns einen Reim auf die Abbildung zu machen, ertönte ein leiser Gong. Die meisten Mönche fanden sich daraufhin leise aber zackig im Tempel ein und knieten sich vor den mächtigen Tempel-Buddha. Wir zögerten erst, gingen dann jedoch auch hineine uns setzten uns unauffällig in die letzte Reihe. Die Mönchen fingen mit den Gebeten an und ihre magische Aura nahm uns in ihren Bann.

Falscher Alarm

An unserem zweiten Tag in Luang Prabang mieteten wir uns einen Roller und erkundeten den Kuang Si Wasserfall. Es war ein wunderbarer Tagesausflug, weil wir es lieben mit dem Roller unterwegs zu sein und weil uns Wasserfälle irgendwie glücklich machen. Wir badeten in mintgrünen Pools, besuchten das Rettungscenter für Malaienbären und verbrachten den Abend auf dem Nachtmarkt, um uns mit all dem leckeren laotischen Streetfood vollzustopfen. Auf dem Weg zum Nachtmarkt sahen wir zunächst einen Rollerunfall, der uns einmal mehr daran erinnerte äußerst vorsichtig über die Straßen zu gehen. Als wir die Unfallstelle erreichten waren bereits so viele Menschen um den blutenden Mann versammelt, dass wir weitergingen. Wir konnten ohnehin nichts für ihn tun. Auf dem Rückweg vom Nachtmarkt gingen wir eine Abkürzung durch eine Seitenstraße und ein älterer Mann und seine Frau gestikulierten wild in unsere Richtung und versuchten uns auf die Hauptstraße zu lenken. Dabei wiederholten sie immer wieder auf laotisch den gleichen Satz, den wir leider nicht verstanden. Wir gingen einfach schnell weiter und merkten zu spät, dass die Seitenstraße immer dunkler wurde. Plötzlich überkam mich die Angst. Hinter uns rannte jemand aus der Dunkelheit  auf uns zu. Schnelle Schritte, die immer lauter wurden. Ich drehte mich ruckartig um und spannte meinen ganzen Körper an um den Schlag einstecken oder ihm ausweichen zu können. Angélique schrie auf und sprang zur Seite. Im letzten Moment riss sie die Taschenlampe in ihrer Hand herum und richtete den Lichtkegel auf den Angreifer. Der Chiwawa blieb wie angewurzelt stehen und stieß ein quiekendes Bellen aus. Puh, Glück gehabt. Ich steckte meine angespannten Fäuste in die Hosentaschen – falscher Alarm Jungs, euer tödlicher Einsatz wird heute nicht gebraucht.

Wir wissen nicht ob das ältere Paar uns vor dem Chiwawa warnen wollte oder dieser uns nur verscheuchte damit uns Schlimmeres erspart blieb. Eine dunkle Seitengasse als Abkürzung würden wir auf unserer Reise so schnell aber nie wieder nehmen.

Touristenatrappen in Luang Prabang

Am nächsten Morgen wollte Angelique unbedingt die Tak Bat, auch unter dem Begriff morning alm bekannt, sehen. Ich hatte schon viel darüber gelesen und bisher überwiegten immer die negativen Erfahrungsberichte bei denen sich ungehobelte Touristen zum Affen machten, indem sie für ein Foto die Würde der Mönche missbrauchten. Wir standen um 5 Uhr morgens auf und fuhren mit dem Fahrrad zur Sakkaline Road um uns ein eigenes Bild zu machen. Bereits die zahlreichen Mini-Vans, die uns auf dem Weg dorthin überholten wiesen darauf hin, dass wir kein religiöses Ritual, sondern eine Touristenshow zu sehen bekommen würden, bei der die Fütterung der Mönche von findigen Reiseveranstaltern inszeniert wird.

Please Don't Feed The Monks!

5 Dinge die ihr bei der Tak Bat in Luang Prabang beachten solltet um euch nicht zum Affen zu machen.

Nach dem traurigen Ereignis waren wir froh, dass wir einen Kochkurs für den gleichen Tag gebucht hatten, der unsere Stimmung hoffentlich wieder aufhellen würde. Wir fuhren mit einem der Köche des populären Tamarind Restaurants zum Markt und wurden in das kleine 1×1 der laotischen Küche eingewiesen. Mit vielen frischen Zutaten im Gepäck ging es dann zu einer kleinen Oase ein paar Kilometer außerhalb von Luang Prabang. Hier bereiteten wir einige landestypische Gerichte zu und aßen am Ende alle zusammen. Den Rest des Tages verbrachten wir im Utopia. Hier konnten wir von bunten Liegematten über den Fluss schauen und die Ruhe genießen.

Für unseren letzten Tag in Luang Prabang buchten wir eine Tour zu den Pak Ou Caves. Das Besondere an diesen Höhlen sind die Hunderte von Buddha Statuen die dort beheimatet sind. Wir schipperten mit einem kleinen langen Floß den Mekong entlang und genossen die Ruhe als wir plötzlich und unerwartet anlegten. Whisky Village, schrie der Bootskapitän uns entgegen und wir gingen etwas irritiert von Bord. Hier sollte es eigentlich den unter Backpackern angepriesenen Mekong-Whiskey geben, wir fanden aber wenig Whisky, dafür umso mehr Webereien vor. Das kleine Dorf war bis auf ein paar wenige sichtlich irritierte Touristen und die Stoffverkäufer ausgestorben und erwies sich als große Touristenatrappe. Keine fünfzehn Minuten später und um zwei Schals reicher, denn es war doch ziemlich frisch auf dem Boot, durften wir zum Glück wieder weiter fahren. Die Buddhahöhlen waren ebenso wenig spektakulär, sodass das Beste an dem ganzen Ausflug die zweistündige Bootsfahrt auf dem Mekong blieb. Zum Glück hatte uns Marion vom Cold River vorgewarnt und wir genossen den Ausflug mit dem Boot ohne am Ende enttäuscht zu sein. Nach einem letzten Nachtmarktbesuch packten wir unsere sieben Sachen und wollten unsere Reise eigentlich weiter Richtung Vang Vieng fortsetzen, bis Angélique auf einen Briten namens Uncle Tom aufmerksam wurde, der uns im Nachhinein als eines der großen Highlights unserer Laosreise in Erinnerung blieb.

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