Die Begegnung mit den Campingzubehör-Verrückten Amerikanern zählte zu unseren ersten Erlebnissen im wunderschönen Oregon abseits des Massentourismus im Westen der USA. Nachdem wir vom Generator des Campers neben uns geweckt wurden, entschieden wir uns den Vormittag am See zu verbringen und das schöne Wetter noch etwas länger zu genießen. Während im Inland sommerliche Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius herrschen, sorgt der Küstennebel nahezu an der kompletten Westküste der USA oft für Regen, Wind und natürlich schlechte Sicht. Das Thermometer klettert dabei selten über 25 Grad, sodass sich die meisten Amerikaner, die an der Küste leben am Wochenende oder während der Urlaubszeit ins Inland zurückziehen.
Nach einem Mittagessen an der schönen Lone Ranche Beach Picnic Area, verbrachten wir den Nachmittag mit etwas Lookout-Hopping. Wir schauten uns den Arch Rock und die Natural Bridges an, hielten am Meyers Creek Beach, um die farbenprächtigen Wildblumenwiesen zu fotografieren und liefen einen kleinen Trail, der zwar eine Bridge View versprach, jedoch dieses Versprechen nicht wirklich einlösen wollte – der Trail zerlief sich einfach im Wald. Die Nacht verbrachten wir an einem etwas abgelegeneren Campground im Inland. Der Camphost, der oft vorbeikam, aber nicht wirklich wusste, was er mit uns reden soll, gab uns den Tipp, dass sich in der Nähe ein schöner Creek inklusive swimming hole befindet. Am nächsten Morgen folgten wir der Empfehlung des Wortkargen Camphosts und fuhren zu dem Creek, um das Wasserloch zu finden. Hier zeigte sich wieder einmal, dass die wirklich guten Reisetipps nur von den Einheimischen kommen. Glasklares Wasser ergoss sich hier in ein kleines Becken welches uns nicht nur zum Schwimmen verführte, sondern uns auch bis zum Mittagessen nicht mehr gehen lies. Nachdem wir am Nachmittag wieder etwas Strecke machten und wegen dem schlechten Wetter an der Küste nur am Sunset Bay Statepark und am Face Rock Viewpoint hielten, fuhren wir zu den Oregon Dunes und verbrachten die Nacht im dazugehörigen Campground. Wie erwartet hielt es uns dort nicht lange, denn die Wüstenromantik wird von den duzenden ORVs weggebrummt. Die vielen Quads, Strandbuggys und Sandmotorräder, von denen einige so aussehen als würden sie direkt aus der aktuellen Mad-Max-Verfilmung stammen, versauen einem die Laune – außer, wenn man selber mitfährt. Obwohl wir mangels eigenem ORV (Off Road Vehicle) nicht besonders viel Spaß auf dem Campground hatten, blieben wir trotzdem bis zum Mittag dort, denn das schlechte Wetter hielt immer noch an – und das Internet war gut.
Das Geschenk
Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Old Town von Florence kamen wir an diesem Tag nicht weiter als bis zur Baker Beach Recreation Site. Zunächst sah es so aus, dass wir wieder wild campen mussten, da auf dem kleine Campground mit nur vier Plätzen bereits einige Autos standen. Angélique blieb aber hartnäckig und fragte den Camphost sowie auch ein Pärchen mit einem Van, ob wir uns nicht einfach dazu stellen könnten, da das Gelände groß genug war. Dabei stellte sich heraus, dass sogar ein Platz frei war, der jedoch im Gebüsch versteckt lag. Da der Abend noch jung war und sich unsere Nachbarn als schräge Vögel herausstellten, wollten wir die Sea Lion Caves besuchen, die sich ganz in die Nähe befinden sollten. Leider erwiesen sich diese als Touristenattrappe, da man Eintritt dafür zahlen sollte, um Seelöwen durch eine Glasscheibe beobachten zu können, die immer wieder an der Küste auch in freier Wildbahn angetroffen werden können. Wir nutzen deshalb nur das WLAN der Anlage und fuhren zum Campground zurück, wo sich der Alkoholpegel unserer Nachbarn schon merklich erhöht hatte.
Obwohl wir den ganzen Abend kein Wort miteinander wechselten, fanden wir am nächsten Morgen ein kleines Geschenkkörbchen auf unserem Campingtisch. Müsli, Schokoriegel, Dosenfleisch, Rosinen und viele andere Lebensmittel befanden sich darin. Unser Nachbar erklärte uns, dass er auch mal in Deutschland war, dort viel Hilfe bekommen hatte und gerne auch etwas zurückgeben wollte. Die Gelegenheit ein paar Backpackern aus Deutschland eine Freude zu machen kam ihm da gerade recht und wir staunten ein weiteres Mal darüber wie freundlich Amerikaner zu sein scheinen. Auf unserer Reise durch den Westen der USA immer wieder haben wir bisher an den unterschiedlichsten Orten immer wieder Hilfe erhalten – selbst ohne darum gebeten zu haben. Wir wurden immer herzlich willkommen geheißen, hatten jedoch an diesem Punkt unserer Reise noch keine Ahnung darüber, welche Ausmaße diese Freundlichkeit noch annehmen würde.
1 Comment