Gili Meno bietet alles was das Reiseherz begehrt. Traumstrände, gutes Essen, nette Menschen und viel Ruhe. Leider aber auch viel Müll und (zumindest für uns) kein fließendes Wasser. Die Fahrt nach Gili Meno dauerte knapp 20 Minuten. Lustig wird es immer beim Verlassen des Schnellbootes. Unzählige Tourenverkäufer, Unterkunftsvermittler und Transportmafia-Mitarbeiter wollen ihre Dienstleistungen vermitteln. Bevor man ein „tidak, terima kasih“ (nein, danke auf Indonesisch), herausbringt, sitzt man in einem cidomo (indonesische Pferdekutsche) auf dem Weg zum nächsten Souvenirshop. Kaffeefahrt, ahoi!
Wir wussten bereits wo sich unsere Unterkunft befindet und machten uns ninja-backpacker-mäßig so schnell wie möglich davon. Nach ca. 25 Gehminuten kamen wir durchgeschwitzt auf der Terrasse unserer Unterkunft an. Leider war außer uns keiner da. Die Uhren ticken anders in Indonesien und eigentlich müssten wir uns jetzt einfach hinchillen und warten. Aber die Uhren in unserem Kopf ticken immer noch sehr deutsch und meine Odyssee auf der Suche nach jemandem, der was weiß, begann. Zunächst landete ich im Hinterhof einer indonesischen Familie, die sich gerade einen Chuck-Norris-Film anschaute. Als Reaktion auf meine Versuche zu erklären, dass wir jemandem vom Love Shack Shangri-la Bungalow suchen, wurde mir mitgeteilt, dass der Vermieter zwar bekannt sei, aber aktuell leider nicht erreichbar. Man könnte beim Personal anrufen, aber man habe leider keine Telefonnummer. Da Angélique zwar eine Nummer hatte, aber unsere Smartphones beide nicht funktionierten (lange Geschichte), kehrte ich ein paar Minuten später mit der Telefonnummer zur Chuck-Norris-Filmgucker-Familie zurück. Der junge Indonesier und aktuell das Oberhaupt der Familie erklärte mir dann, dass er zwar ein Telefon, aber leider kein Guthaben mehr habe. Also fragte ich Ihn, was er an meiner Stelle machen würde – denn ein Telefon ohne Guthaben habe ich ja auch. Er meinte daraufhin, dass wann immer er ein Problem hat, er darauf vertraut, dass ein naher Freund oder Verwandter an Ihn denkt, Ihn anruft und ihm zur Hilfe eilt. Ich solle mich also einfach nur gedulden. Ich verstand nicht ganz, was die Antwort sollte und warum mir das mit dem fehlenden Guthaben nicht gleich beim ersten Mal mitgeteilt wurde, meine die Erklärung aber später im Buch „Gebrauchsanweisung für Bali“ gefunden zu haben.
Ein wichtiger Bestandteil der indonesischen Kultur ist das sogenannte „Gesicht bewahren“. Das führt dazu, dass selbst wenn ein Indonesier die Antwort auf eine Frage nicht kennt, er etwas erfindet um nicht sein Gesicht zu verlieren. Wirklich hilfreich ist das nicht. Aber wie heißt es immer so schön: Andere Länder, andere Sitten.
Egal. Ich streunerte also weiter und entdeckte ein Männergrüppchen. Viele der indonesischen Männer sitzen gerne unter einem bale dangin (nach drei Seiten geöffneter Pavillon) und halten Ausschau. Wonach? Keine Ahnung. Nach etwas Relevantem wahrscheinlich. Als ich so ein Grüppchen entdeckte, lief ich schnurstracks auf sie zu und bat sie um einen Anruf. Daraufhin hieß es, man habe leider auch hier kein Guthaben mehr. Da zwei der vier Männer gerade telefonierten und ich das anscheinend sehr offensichtlich bemerkte, wurde mir von einem der Jüngeren offenbart, dass der Boss vom Shangri-la hier nicht gemocht wird und ich deshalb auch keine Hilfe zu erwarten brauchte. Als ich mit dieser Nachricht auf die Terrasse zurückkehrte, befand sich dort eine junge Indonesierin, die Angelique gerade die Tür öffnete. Das Haus sah toll aus und wir wurden dazu aufgefordert das Bad zu checken.
Alles super, außer – das Wasser ging nicht. Tolle Wurst, dachte ich. Das hieß für uns, dass wir weder Duschen, noch das Klo oder Waschbecken benutzen konnten. Die nette Indonesierin sprach genauso gut Englisch, wie ich Indonesisch. Wir konnten uns also nicht groß beschweren. Nach ein paar Minuten hielt sie mir ein Smartphone unter die Nase und sagte: „Big Boss“. Oha, dachte ich mir. Das ging ja schnell. Der weibliche „Big Boss“ am Telefon versicherte mir, dass das Wasser zwar nicht geht, aber jemand heute vorbeikommen und es zum Laufen bringen würde. Abends kam dann auch tatsächlich ein Mann vorbei, der uns versicherte, dass die Wasserleitung jetzt zwar ginge, aber kein Wasser mehr im Tank sei. Das Boot mit dem Wasser würde aber gleich morgen früh kommen. Falls wir bis dahin Wasser brauchen, sollten wir einfach den Gartenschlauch mit dem Salzwasser nehmen, sobald seine Tochter mit Pflanzengießen fertig ist. Ganz tolle Wurst, dachte ich wieder.
Drei Tage später hatten wir immer noch kein Wasser. An den Gartenschlauch hatte ich in der Zwischenzeit MacGyver-mäßig den Duschkopf montiert. Wir putzten Zähne mit gekauftem Wasser aus der Flasche und als Klospülung nutzten wir die Kombination aus einem herzförmigen Sandförmchen und einer mit Salzwasser gefüllten 20 Liter Ikea-Box. Nach zwei Tagen hatte ich sogar herausgefunden, dass doch noch ein Rest Süßwasser im Tank ist und diesen für ein einmaliges Duscherlebnis (Eimer über Kopf) abgezapft. Die Indonesierin, die kein Englisch sprach und uns das Frühstück machte, gehörte eigentlich gar nicht zum Personal. Auch ihr Bruder nicht, der in unserem Gartenhäuschen/unserer Küche schlief. Wir erfuhren zufällig, dass sich unsere Housekeeping-Frau einen Zweitjob in einem Restaurant um die Ecke gesucht hatte. Anstatt uns mit Frischen Handtüchern zu versorgen und den Gecko zu vertreiben, schaute sie deshalb nur einmal vorbei, um uns zu sagen, dass das Wasser am nächsten Tag kommen würde. Haha, na klar. Go fuck yourself.
Der Aufenthalt im Luxus-Bungalow Love Shack Shangri-la wurde so eher zu einer Robinson-Crusoe-Erfahrung. Aber – am Ende konnten wir dann doch den Besitzer am Telefon sprechen. Sonny (auch bekannt als Mr. Visa) wohnt wohl auf Bali und schenkte uns einen Übernachtung als Rabatt. Wir waren froh drum, aber ebenso froh wieder weg zu sein und gespannt auf die nächste Insel Gili Air. Wir haben über Agoda gebucht, zahlen nur ca. 20 Euro die Nacht und werden das erste Mal ohne Klimaanlage auskommen müssen.
Und wer weiß, vielleicht gibt es diesmal sogar fließend Wasser.