Ich drehte mich also zur Seite und wie aus dem Nichts standen da plötzlich unsere besten Freunde Kristina und Kevin im Raum. Kristina und Kevin! Kristina und Kevin? Die Kristina und der Kevin, die gerade in Australien sind? Hier? Bei uns auf Lombok? Ich glaube ich schlafe noch. Nein, tue ich nicht. Nachdem der erste „Schock“ von überwältigender Überraschung und purer Freude also überwunden war und ich mich so langsam wieder zu fangen begann, tauschten wir uns erst einmal über die letzten Ereignisse bis zu unserem überraschenden bzw. lang geplanten (die alten Lügenbolde) Zusammentreffen in Kuta aus. Sie hatten sich tatsächlich überlegt mich zu meinem Geburtstag zu überraschen und ein paar Tage oder vielleicht mehr mit uns auf Lombok zu verbringen, bevor sie dann erst in zwei Wochen ihren Flieger nach Australien nehmen würden. Was für ein riesiges Glück solche Freunde zu haben.J Vielen Dank nochmal ihr Lieben.
Nach einem kurzen Rundgang durchs Haus, stiegen wir auch schon bald auf unsere zwei Scooter, mit leider nur zwei Helmen (die Jungs mussten erstmal ohne los), um einen ersten Eindruck von Kuta City und Kuta Beach zu bekommen. Zudem hatten wir auch alle bereits großen Hunger. Wir cruisten also über die Holperpiste, den Berg hinunter bis zum Strand und mussten nicht nur kläffenden Streurnern, sonder auch einer zettelverteilenden Schulklasse mitten im Umweltprojekt (Müll auflesen) ausweichen. Dort fielen wir in das nächs gelegene Warung ein und aßen uns fürs Erste satt. Danach aber endlich ab zum Strand bevor es gleich schon dunkel wird und die Lage checken. Die Lage war bloß halbgeil, da Armbändchen-verkaufende Kinder uns am Strand belagerten, grimmige Jugendliche düster herüberschauten, Taxifahrer und Souvenirverkäufer uns verfolgten. Der Strand war auch nicht besonders schön und einladend, gab es doch, wie so oft auf Lombok, auch hier wieder sehr viel Müll. Also schnell noch ein Foto zu viert gemacht und dann ab zurück ins Haus auf unserem Berg. Schließlich wollten wir heute Abend noch das bei Tripadvisor so hochgelobte Ashtari Restaurant testen. Sollte es gut sein, dann wollten Kristina und ich am nächsten Morgen dort Yoga machen, sowie für den Abend an meinem Geburtstag einen Tisch reservieren.
Ein Franzose der besonders unbeliebten Art
Mit der Entscheidung ins Ashtari zu gehen sollte der Gänsehaut-Abend seinen Anfang nehmen. Schon beim Reservieren wollten sie Kristina eine unverschämte Gebühr abzwacken, das konnte sie dann aber mit empörten Blicken und kurzer Diskussion abwenden und es ging am Ende auch ohne. An dieser Stelle hätten wir gleich auf unser Bauchgefühl hören sollen. Schon von weitem überraschte uns der laute „Schnösel-Pop“ und als wir reinkamen glitzerte und funkelte es von den vielen bunten Scheinwerfern und Diskoleuchten. Als dann noch ein völlig überdrehter, zu gedröhnt wirkender Franzose Mitte Fünfzig auf uns zugeschossen kam, uns überschwänglich begrüßte und uns einen Tisch empfahl, wollten wir eigentlich schon wieder umdrehen. Nachdem wir die Menükarte gecheckt und uns einen Eindruck von dem Laden und den Gästen dort verschafft hatten, wurde immer deutlicher dass wir hier falsch sind. Die laut lachenden Schnösel, die weiße Kleidung, die viel zu laute und viel zu schlechte Partymusik aufgedreht, passten zu den überhöhten Essenspreisen. Gekrönt wurde das Alles noch von der Elektrogitarreneinlage des französischen Restaurantbesitzers und seinem krächzenden Gejaule. Nun war es wirklich Zeit zu gehen. Leider hatten wir schon bestellt. Das Essen heiterte uns dann auch nicht besonders auf. Echte Mini-Portionen, mit wenig Geschmack für viel zu viel Geld. Dann war Jans „medium“ Steak auch noch roh. Haben natürlich ein neues bestellt. Stattdessen gab es das alte einfach durchgebraten wieder. Aber der Ärger über diesen miesen ersten Abend konnten wir leider nicht so schnell verdrängen. Besonders Kevin hielt es kaum aus, da er sah wie der Snob mit seinem Personal umging. Nachdem wir alle aufgegessen und bezahlt hatten, schlichen wir uns so schnell es ging zum Hinterausgang raus, bevor Kevin die Hand ausrutschte.
Wir waren froh als wir endlich wieder in unserer Bude waren. Wir packten alle ein bisschen aus, setzten uns gemütlich auf die beiden Sofas und quatschten. Doch die Entspannung war nur von kurzer Dauer. Denn schon schreckte Kevin auf und blieb angewurzelt mit vor Schreck erstarrten Blick auf die eine Sofaecke stehen. Eine handgroße Spinne sei dort gerade lang gekrabbelt. Waaaaaas? Niemals. Wir sind doch noch gar nicht in Australien. Gibt es die hier etwa auch? Wir hatten alle ganz schön Schiss. Aber einer musste ja nachsehen gehen wo das Riesenvieh hin ist. Jan wagte sich todesmutig vor und fand sie auch so gleich. Kristina zückte schon die Kamera, während Kevin und ich erstmal respektvoll Abstand hielten. Als wir dann alle die Monsterspinne erblickten war klar, das Ding musste weg. Mit Insektenspray bewaffnet versuchte Kristina es erstmal außer Gefecht zu setzen, damit man es dann erschlagen konnte. Aber Spray wirkte eher wie eine leichte Brise auf die Spinne. Sie zuckte kurz und gab dann Gas und kroch unter das Sofa. Na toll. Mit ein bisschen Rumgeklopfe und Gehämmer kam sie dann irgendwann auf der anderen Seite wieder zum Vorschein und Jans Gelegenheit mit seiner Todeswaffe drauf loszugehen. Aber seht selbst…
Nun da das erledigt war, galt es sich zu beruhigen. Uns kribbelte es noch vor Ekel und die Gänsehaut steckte uns auch allen noch bis in die Knochen. Auf die „Spinnen-Couch“ wollte sich (außer Jan) natürlich auch keiner mehr setzen. Gerade als wir uns wieder gesammelt und entspannt hatten, krabbelte ein Skorpion über den Wohnzimmerteppich vor uns. Wir zogen alle schnell die Füße ein. Nächster Schreck. Zwar war der Skorpion einer der kleineren Sorte, aber von Hausbesitzer Dillon erfuhren wir später, dass diese ganz besonders gefährlich und giftig sind. Er hatte dafür sogar deshalb ein Gegengift im Kühlschrank deponiert. Der zu diesem Zeitpunkt noch ahnungslose Jan alias Crocodile Dundee bewaffnete sich wieder, diesmal mit einem einfachen, aber effektiven Glas. Und tatsächlich dauerte es nur ein paar Sekunden und er hatte das zweite Ungeheuer des Abends eingefangen. Zu guter Letzt sollte uns ein paar Minuten später noch ein 50cm langer Riesengecko eine dritte Herzattacke beschweren und Kristina und ich schrien uns in den Armenliegend die Seele aus dem Leib. Nach den ganz gewöhnlichen mini Kakerlaken am Anfang, der Riesenmonsterspinne, dem giftigen Skorpion und dem Mutantengecko, hatte das nette Häuschen auf dem Berg nun einen neuen Spitznamen. The Zoo house. Das gefiel Dillon natürlich gar nicht und er entschuldigte sich vielmals und bat uns abermals darum es nicht in unserem Review zu erwähnen. Für uns war aber erst einmal viel wichtiger zu klären: Wer schläft oben im Bambushüttchen auf dem Dach? Zum Glück war am nächsten Tag mein Geburtstag und ich hatte die nettesten und mutigsten Freunde auf dem Planeten, so dass Kevin und Kristina sich bereitwillig opferten. Nach einem Geburtstagsständchen ging es dann für alle ins Bettchen.
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