Am Lake Powell entschieden wir uns dafür zuerst in den Zion Nationalpark zu fahren und uns offen zu lassen, ob wir noch den Bryce Canyon im Anschluss besuchen. Bereits bei der Einfahrt in den Park staunten wir über die vielfältigen Felsformationen. Einen besonders unvergesslichen Anblick boten die von vertikalen und horizontalen Linien durchbrochenen Hänge der Checkerboard Mesa. Beim Anblick dieser Felsformation stellt sich automatisch die Frage, wer da wohl die ganzen Linien eingeritzt hat? Für einen ersten Eindruck entschlossen wir uns den Zion-Canyon-Overlooktrail zu wandern, der einen fantastischen Blick über das Tal bot. Am Aussichtspunkt entdeckten wir eine Reisegruppe, die sich von einem Survival-Coach gerade erklären ließ, wie man die verschiedenen Himmelsrichtungen mit Hilfe der Sonne und der eigenen Hand findet. Leider ist dem Survival-Coach auf dem Weg zum Aussichtspunkt wohl ein Teilnehmer verloren gegangen, der dann lautstark und hektisch gesucht wurde. Hoffentlich hatte er bis dahin schon alles gelernt, was er zum Überleben braucht.
Pitsch, Patsch, Hose Nass.
Wir fuhren den Zion Canyon Scenic Drive zum Human History Museum und nahmen ab da den Shuttle-Bus zum Temple of Shinawava. Hier folgten wir dem Pfad, der entlang des Virgin Rivers verläuft. Während wir uns von den gewaltigen hoch aufstrebenden Felsflächen in allen Rot- und Brauntönen beeindrucken ließen, kamen uns haufenweise Menschen in wasserdichten Hosen und mit hölzernen Stangen entgegen. Am Ende der Straße begann der sogenannte Riverside Walk, der 1,5 Kilometer durch das Eiskalte Wasser so weit zwischen die Felsen führt, bis sich nur noch ca. 600 Meter hohe Sandsteinwände auftürmen und die durch das Wasser watenden Reisenden auf den Rückwege schicken. Da wir nicht die notwendige Ausrüstung hatten und der Wasserstand recht hoch war, wollten wir eigentlich umkehren, jedoch überlegte es sich Angélique dann doch anders. Sie hatte sich zwar mit den Worten: „Ich geh nur vorne bis zur Ecke kurz“, von mit verabschiedet. Nach ca. zehn Minuten hatte ich Sie jedoch bereits aus meinem Blickfeld verloren. Sie hatte das iPhone zum Fotos schießen eingepackt, jedoch ihr Gehirn leider am Ufer zurückgelassen. Während die meisten nur mit Wasserklamotten und faustdicken Meterhohen Holzstöcken durch den reisenden Fluss stampften, hatte Angélique Sandaletten an und eine Überdosis Mut im Gepäck. Während der Hinweg im Eiskalten Wasser über den felsigen Untergrund noch gelang, stellte sie sich auf dem Rückweg so elegant an, dass ein Pfadfinder sich erbarmte und sie auf dem Rückweg bis zum Ufer stützte. Und gerade als sie wieder da war und wir beide glaubten, dass ihre Nasse Hose die einzige Pannen des Abends gewesen war, hatten wir die Rechnung leider ohne unseren Campingplatz im Zion Nationalpark gemacht.
No Camping
Wir entschlossen uns ein BLM Campground in der Nähe des Parks aufzusuchen, da alle im Zion Nationalpark bereits belegt waren. BLM Land liegt meistens in der Pampa uns so wunderten wir uns nicht als wir den Park, die Stadt, sowie die Straße samt Beleuchtung hinter uns gelassen hatten und uns nur noch in der wilden Einöde Arizonas befanden. Plötzlich verwandelte sich die ohnehin schon steile Straße in eine sandige Schlaglochpiste, wobei mehr Schlagloch als Straße zu sehen war. Wir versuchten zwar noch die ersten paar hundert Meter zu meistern, merkten jedoch, dass der Mini-Van hier den Dienst quittierte. Nach einem waghalsigen Wendemanöver riss es uns auf dem Rückweg die komplette Inneneinrichtung aus den Angeln. Wenigsten funktionierte das Sicherheitsnetz und fing die groben Teile auf, die nach ein paar tiefen Schlaglöchern nach vorne fielen. Plan B war die Übernachtung in einer nahe gelegenen Geisterstadt namens Grafton. Der Reiseführer führte zwar auf, dass dort die Möglichkeit zum freien Campen bestand, jedoch warnten uns bereits bei der Einfahrt nach Grafton große Schilder davor, dass das Campen in diesem Gebiet untersagt war. Vielleicht hätten wir es riskiert, wenn uns nicht bereits auf der Rüttelpiste der Ranger entgegengekommen war und wir nun stark davon ausgingen, dass er auf dem Rückweg auch diesen Platz checken würde. Ohne eine wirklich Alternative zu haben entschieden wir uns den Mini-Van in einer Bucht direkt am Straßenrand abzustellen und darauf zu hoffen, dass der Ranger beide Augen zu hat, wenn er an uns vorbeifuhr. Während Angélique sich sogar richtig auf das wildcampen am Rande des Zion Nationalpark freute, hatte ich die Hosen voll und konnte mich erst entspannen, als der Ranger am späten Abend tatsächlich einfach an uns vorbeifuhr.
Am nächsten Morgen entschlossen wir uns dazu den Trail zum sogenannten Hidden Canyon zu laufen. Treffender könnte die Bezeichnung für diesen „Wanderweg“ nicht sein. Während der Aufstieg noch ziemlich einfach war, mündete der Trail ziemlich schnell vor einem dicken Felsklotz. Wir dachten erst hier wäre Ende Gelände, sahen jedoch wie jemand hinauf kletterte. Wir machten dies nach uns fanden uns mitten im Canyon wieder. Je weiter wir gingen, desto abenteuerlicher wurde es. Baumstämme die über das Wasser zu steilen Klippen führten, Felswände die meterhoch fast kein Durchkommen boten und steile Abhänge die Schwindel erregten konnten uns zunächst nicht aufhalten. Nach über einer Stunden Krakelei schwanden jedoch unsere Kräfte und wir traten den Rückzug an, bevor sich noch jemand von uns verletzte und wir im Hidden Canyon für immer verloren gingen.
Wassermangel
Ohne Müdigkeit vorzutäuschen ging es zurück durch den Hidden Canyon Richtung Observation Point auf dem East Rim Trail des Zion Nationalpark entlang. Wir stiegen ein paar Meilen den Berg hinauf, mussten aber leider auf halber Strecke umkehren, da unsere Wasserflaschen leer und die Münder trocken waren. Wir stiegen den Trail bergab, hatten jedoch ein unbefriedigendes Gefühl, da wir keinen der beiden Trails zu Ende brachten. Also füllten wir Wasser nach und wanderten zu den Emerald Pools. Trotz des schön klingenden Namens sind die Emerald Pools kleine, unspektakulär Wasserpfützen, die trotzdem von Hunderten von Besuchern angesteuert werden. Der Form halber liefen wir den Trail zu Ende, ein zweites Mal würden wir dies aber nicht tun. Da wir länger unterwegs waren als geplant, schafften wir es nicht mehr bis zum Bryce Nationalpark und entschlossen uns einen BLM Campground in der Nähe des Bryce aufzusuchen. Glücklicherweise war dieser einfach zu finden, über eine Schotterstraße zu erreichen und auch noch umsonst. Während wir Abends am Lagerfeuer saßen, Nudeln mit Tomatensoße aßen und wilde Bergziegen dabei beobachten, wie sie grazile auf den steilen Felshängen balancierten, freuten wir uns auf die Abenteuer, die der Bryce Nationalpark für uns bereit hielt. Und wir sollten nicht enttäuscht werden.