Ubud: Verkehrsraudis, Stadtaffen und versteckte Reisfelder

Nach vier erlebnisreichen Wochen auf Lombok brachte uns die Slow Ferry in ca. vier Stunden von Lembar nach Padangbai. Die Fährfahrt war angenehmer als erwartet und verging schneller als gedacht. Wir mussten auch nicht zwischen Hühnern, Gemüsekörben und schwitzenden Menschenmassen sitzen (wie das abschreckende Bild im Reiseführer uns vorwarnte). Dafür ließen wir uns trotz vier Wochen Reiseerfahrung von einem Händler übers Ohr hauen und kauften Instant Noodle Soup für das Fünffache vom Einkaufspreis im Supermarkt. Niemals hungrig aufs Boot gehen! Zum Sonnenuntergang kamen wir auf der anderen Seite des Meerweges an und gingen in einer Horde anderer Traveller der Transportmafia hinterher. Zum Glück hatten wir unser Ticket bereits am Hafen von Lembar im Beisein von Fandi gekauft und mussten es nur noch vorzeigen. Wir kamen mit sechs anderen in einen alten und muffigen Mini-Van, der ohne Klima mit offenem Fenster bei gefühlten 100km/h im Dunkeln über die Straßen Balis bis Ubud bretterte. Dort wurden wir alle an einem zentralen Supermarkt rausgeschmissen und hatten es glücklicherweise nicht weit zu unserer gebuchten Unterkunft. Nach einer Pasta gegenüber und einer schnellen Dusche in einem geschlossenen Badezimmer (endlich mal wieder!) fielen wir müde ins Bett.

Versteckte Oasen in Ubud

Ausgeschlafen und gestärkt gingen wir am nächsten Morgen auf Erkundungstour durch Ubud. Geschäfte, Restaurants und westliche Cafés reihten sich an traditionelle Tempel, Hotelanlagen und Souvenirläden. Es war heiß, voll mit Menschen und Autos auf den Straßen. So einen geschäftigen und touristischen Trubel waren wir gar nicht mehr gewohnt von dem vergleichbar beschaulichen Lombok. Während wir so durch die Straßen trieben, schwitzten und von der Masse an Eindrücken überflutet wurden, fühlten wir uns immer stärker bedrängt und wollten am liebsten wieder raus aus der Stadt. Da trafen wir ganz zufällig auf ein unscheinbares Schild an einer Mauer am Gehweg, das auf nahgelegene Reisfelder hinwies. Dazu sollten wir rechts in eine kleine düstere Gasse einbiegen und nach 500 Metern ankommen. Jan war nicht überzeugt und traute dem Ganzen nicht über den Weg. Wo sollte denn knapp hinter der Hauptstraße, mitten im städtischen Getriebe ein Reisfeld sein? Das war doch Quatsch und sicher eine Touristenfalle, bei der hinter der nächsten Ecke ein Trupp Krimineller wartete um uns auszurauben. Ich erinnerte ihn daran, dass wir doch in einem buddhistischen Land sind und ob er denn lieber noch weiter in der sengenden Mittagshitze zwischen lärmenden Autos und Touristenmassen laufen wollte statt vielleicht im Grünen anzukommen? Letzteres überzeugte ihn. Schließlich war es ja einen Versuch wert. Mit Hochspannung liefen wir durch eine kleine Gasse, an einer Betonmauer entlang, vorbei an kleinen Schuppen Einheimischer, bis es allmählich immer Grüner wurde. Als wir dann um die letzte Kurve bogen wurden unsere Augen groß und wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Nur ein paar Meter hinter der Hauptstraße versteckte sich wirklich eine riesige Reisfeldlandschaft in saftigem Grün. Wir liefen den kleinen Pfad durch die Felder entlang und genossen die Ruhe hier. Der Wind blies uns angenehm um die Nase und ein paar Vögel zwitscherten. Ein paar Reisbauern gingen ihrer Arbeit auf dem Feld nach und wir stießen auf ein paar Hähne. Sonst begegneten wir kaum jemandem während unseres Spaziergangs. Das war genau das, was wir brauchten und unsere Rettung an diesem Tag. Leider konnten wir den Weg nicht zuende gehen, da wir natürlich nicht gut vorbereitet waren und nur eine kleine Flasche Wasser dabei hatten, die bereits fast leer war. Durst und Hunger ließen uns also wiederwillig umkehren und zurück in die Stadt gehen. Nach dieser naturellen Erfrischung fühlten wir uns nun sogar auch im Stadtkern viel wohler.

Wo ist die Kokosnuss?

Am späten Nachmittag besuchten wir dann noch die Affenbande im Monkey Forest. Neben dem überraschenden und atemberaubenden Reisfeld hinter den Fassaden der Stadt hält Ubud nämlich auch noch einen eigenen kleinen Dschungel bereit. Dort leben Hunderte von Makaken frei in ihren jeweiligen Rudeln, Familien und Gemeinschaften. Da sie durch das nahe Stadtleben sehr an Menschen gewöhnt sind, haben sie keine Scheu vor Besuchern und sind teilweise sogar eher aufdringlich und frech. Daher wird beim Besuch des Affendschungels auch stets empfohlen alle leicht entfernbaren Gegenstände, wie Sonnenbrille, Handy oder Hut, gut zu verstauen, da die flinken Tierchen schnell mal das ein oder andere Souvenir für sich einheimsen. Deswegen Obacht beim Fotoschießen, denn auch Handys und Kameras sind beliebte Diebstahlobjekte bei den cleveren Primaten.

Dass Bananen und anderes Gemüse besser auf dem Hotelzimmer bleiben sollten versteht sich dabei von selbst. Wer trotzdem gern in den näheren Kontakt mit den Affen kommen möchte, kann sich im Park von einem der Hüter eine Banane geben lassen, diese dann mit ausgestrecktem Arm in die Luft halten und es dauert nur wenige Sekunden dann kommt auch schon einer der stets hungrigen Äffchen angesprungen und ist im Nu an deinem Arm empor geklettert um sich genüsslich die Banane auf deiner Schulter schmecken zu lassen. Wir hatten nicht so das Bedürfnis auf Tuchfühlung mit den Affen zu gehen. Es machte aber viel Freude anderen Besuchern bei ihrem Gekreische dabei zuzuschauen. Ein Besuch im Monkey Forest lohnt sich aus unserer Sicht und es lässt sich leicht den ganzen Tag damit verbringen durch den Wald zu laufen und den Affen bei ihren Tätigkeiten zuzusehen.

Kleines Luxus Päuschen gefällig

Nach zwei Tagen im belebten Zentrum Ubuds, ein paar lang ersehnten Café-Besuchen mit richtigen Cappuccinos und Kuchen, einem überraschenden Spaziergang durch das versteckte Reisfeld, Besuchen des Monkey Forests und ein paar buddhistischen Tempelanlagen der Stadt, hatten wir bereits das Gefühl genug Stadtleben getankt zu haben. Wir sehnten uns schon lange nach einer perfekten Oase der Ruhe, mit Pool, schönem Zimmer, Spa und gutem Service, am besten im Grünen. Und so griffen wir einmal mehr etwas tiefer in die Tasche und gönnten uns ein paar Tage bezahlbaren Luxus im Manyi Village zwischen Reispaddies am Rande von Ubud. Nach einer kleinen Verlängerung unseres Aufenthalts dort und einer Tages Sightseeingtour durch Reisterassen, Tempeln in der Umgebung und dem Besuch einer Kaffee- und Teeplantage, schulterten wir wieder unseren Rucksack, stiegen in den Bus und fuhren noch weiter ins Inland in die Region des Mount Gunung Catur bei Bedugul und Munduk mit dem Kratersee Danau Beratan und den beiden Zwillingsseen Danau Buyan und Tamblingan. Dort sollte es etwas weniger touristisch und überfüllt zu gehen, mit viel Natur und noch sehr ursprünglich. Nur dass der Anfang unserer Reise dort einen ganz anderen Eindruck vermittelte.

 

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