Nach drei Tagen bei Harry im Siola in Labuhan Pandan im Osten Lomboks, ging es nun endlich in den Süden, nach Kuta. Unserem einzigen vor Reisebeginn bereits festgelegten Ziel auf Lombok und nicht zu verwechseln mit dem partywütigen Kuta auf Bali. Die Fahrt teilten wir uns mit zwei anderen Deutschen, die auch im Siola waren und nun ebenfalls nach Kuta weiter reisen wollten. Dadurch gingen die Fahrtkosten dorthin durch Zwei, was uns sehr entgegen kam. Und weil sie den Weg dorthin für uns eh machen mussten, nutzten zwei von Harrys Cousins ihre Chance gleich mal um nach Kuta zu kommen und sprangen hinten auf die Ladefläche. Klingt cool, aber fast drei Stunden eingepfercht zwischen vier großen Rucksäcken, in der prallen Sonne, im Straßenlärm und mit all den Abgasen, ist eher nicht so das Geilste. Aber gut, das ist nichts Ungewöhnliches in Indonesien. Gegen Mittag kamen wir schließlich in Kuta an, bedankten und verabschiedeten uns von unseren Fahrern und Mitfahrern. Ein paar Straßen weiter erreichten wir The Spot Bungalows um dort erst einmal zu warten. Ja genau warten. Warten auf irgendwen, der uns wohl gleich abholt. Irgendwann bald. Demnächst. Und uns dann in unsere Unterkunft für die nächsten drei Tage bringt. Das war alles an Informationen, was ich von Jan zur nächsten Bleibe bekommen hatte. Denn mein Geburtstag stand den nächsten Tag bevor und ich musste schweren Herzens zustimmen, die Zügel der Vorplanung aus der Hand zu geben und mich auf etwas Unerwartetes einzulassen. Einen Überraschung eben. Das ist ja so gar nicht mein Ding. Aber gut, was tut man nicht alles für die vielleicht unvergesslichste Geburtstagsüberraschung meines Lebens. So sollte es zumindest kommen, wenn man Jans Worten glauben durfte. Nach einer ungewissen Wartezeit und zwei Kaltgetränken mehr, kam ein Auto angefahren. Ein förmlich gekleideter Indonesier mittleren Alters stieg aus, schaute mich ganz kurz verstohlen an, wendete den Blick dann schnell ab und begrüßte Jan. Er schaute dann wieder unsicher zwischen mir und Jan hin und her und fragte Jan dann ob er mir auch Hallo sagen dürfe. Jan gab sein Okay und der Fahrer gab mir dann doch noch schnell und etwas beschämt die Hand. Was soll das denn jetzt wieder? Das geht ja super los, wenn zu der Überraschung gehört, dass die Leute mich nicht einmal begrüßen dürfen. Was hat Jan sich denn da nun bitte ausgedacht. Kaum hatte ich mich von der ersten Merkwürdigkeit erholt, wollte Jan, dass ich mir während der Fahrt die Augen zu halte. Wie bitte? Ich war doch eh schon so gespannt wie ein Flitzebogen und zermarterte mir seit Tagen das Hirn, was denn da nun kommen wird und wartete schon auf die ersten Anhaltspunkte während der Fahrt. Außerdem wer passt denn dann auf, dass wir hier auch selbst wieder zurückfinden würden, wenn ich die Augen geschlossen halten sollte. Denn wie man weiß, ist Jan nicht so der Hellste in Sachen Orientierung. Nee, nee das lassen wir mal schön bleiben. Also wieder Augen auf und los ging’s.
Guck mal wer da kommt
Es ging also wieder raus aus der Stadt. Dann Richtung Berge. Die Berge hoch. Vorbei an einem aussichtsreichen Restaurant, einer Schule, einem Minimarkt, einer Baustelle und plötzlich links rein in eine erdige Holperpiste mit den größten Schlaglöchern weit und breit. Es dauerte eine halbe Ewigkeit diesen Weg langsamer als eine Schnecke hinauf zu fahren. Dann rechts ein Farmhaus mit Einheimischen, links ein großes Holztor, sonst nichts. Ich sagte gerade noch: „Gut, dass wir nicht in sowas hier sind.“ Und schon bogen wir links in das Holztor ein. Hinter dem Tor sah es schon ganz anders aus. Gepflegtes Gelände, Kokospalmen und andere Pflanzen, eine Garage für Roller und ein großes ordentliches Haus aus Stein. Während unsere Sachen aus dem Auto geladen wurden, kommt schon ein westlich aussehender Mann aus dem Haus auf uns zu. Ein Australier wie sich bald heraus stellte. Es wurden nur kurz einige wenige Worte gewechselt und alles sehr geheimniskrämermäßig, so dass ich mich abermals nur als Zuschauer des Ganzen fühlte. Dann aber war das Geplänkel vorbei und wir folgen dem Fahrer. Er trug unsere Rucksäcke einen kleinen Pfad, der dann in Treppenstufen abwärts überging hinunter. Nun musste ich ziemlich aufpassen beim Laufen nicht die Treppen hinunter zu stürzen, denn das was sich mir da vor meiner Nase bot war unglaublich. Vor mir erstreckte sich tief unter mir und etwas in der Ferne die gesamte Kuta Küste und das blau glitzernde Meer dahinter. Mein Gott war das Schön. Schön. Schön. So schön. Es kribbelte mich am ganzen Körper und ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Als dann auch noch ein riesiges Ferienhaus mit ebenso großer Terrasse mit Hängematten und diesem Ausblick vor der Nase vor mir auftauchte, blieb mir für einen Moment die Luft weg – ein atemberaubender Ausblick. Da hatte Jan aber nicht zu viel versprochen. Holler die Waldfee. Doch damit noch nicht genug, wollte er nun, dass ich wieder die Augen schloss bis er mich hineinrief. Ok, mach ich das halt. Aber was hatte er denn nun wieder vor. Ein nervöses Gefühl machte sich in mir breit, meine Beine wurden etwas wackelig und mir wurde etwas mulmig in der Magengegend. Er wird doch nicht etwa. Er macht doch jetzt nicht. Hat er echt vor. Dann rief er plötzlich: „Angélique!“ Ich ging unsicheren Schrittes und mit einem flauen Gefühl in das Haus. Bitte keine Kerzen, rote Rosen und kitschige Musik. Bitte nicht. Doch meine Stoßgebete wurden erhört. Als ich reinkam war von alledem nichts zu sehen und ich war ganz kurz erleichtert und atmete tief durch. Aber was sollte das denn dann, fragte ich mich. Als ich wieder zu Jan blickte, sah ich wie er das Handy filmend auf mich gerichtet in der Ecke des Raumes stand und etwas von einem weiteren Teil der Überraschung plapperte, auch wenn morgen erst mein Geburtstag sei, und dass ich nun zur Tür schauen sollte und dann sagte er nur:
Und deine Überraschung kommt aus dieser Tür!
Sehr emotionaler Bericht, besonders das Video,… und ich dachte ich bin ein harter Kerl.