Ethnic Travel: Von Hanoi nach Ninh Binh

Nachdem wir zwei Tage lang das wundervolle Hanoi erkundeten buchten wir eine Tour mit Ethnic Travel in die nahegelegenen Provinz Ninh Binh. Unser Guide Quan holte uns am Hotel in Hanoi ab und wir fuhren ca. zwei Stunden mit dem Mini-Van. Da außer uns keiner in dem Van war, hatten wir sehr viel Platz und Quan erzählte uns ein paar Dinge über Hanoi, die vietnamesische Kultur und den täglichen way of life. Unseren ersten Stopp machten wir bei einem goldigen alten Pärchen in der Nähe von Truong Yen. Liam und ihr Mann Huan leben etwas abgeschieden in einem kleinen Haus mitten im Nirgendwo. Sie luden uns zu einem Tee ein (eigentlich kein Tee, sondern laut Quan, ein spezielles Heißgetränk mit Blättern vom Baum aus dem Garten – „its for Health“ hat er gesagt). Wir fühlten uns direkt wie zu Gast bei Opa und Oma, mussten aber leider schnell aufbrechen, da bereits zwei Fahrräder auf uns warteten. Wir drehten eine Runde in der Gegend inmitten von Kalkfelsen, kleinen Flüssen und Dörfern. Ninh Binh wird auch die trockene Halong Bucht genannt. Der Blick auf die riesigen Kalkfelsen war atemberaubend und macht diesem Namen alle Ehren. Quan radelte schnell, sodass wir leider nur wenig Zeit zum Fotografieren hatten. Wir hielten an einem kleinen Tempel und erfuhren hier mehr über das Zusammenspiel der verschiedenen Religionen in Vietnam und das ungewöhnliche Tempeltier Con Nghe. Eine Kombination aus Löwe, Drache, Fisch, Vogel und … Ach, wer weiß das schon. Es war interessant aber wirklich merken tut man es sich leider nicht.

Danach ging es zurück und hier erwartete uns das beste Mittagessen, das wir auf unserer Reise bisher hatten. Man schmeckte das Liam schon ihr ganzes Leben lang kocht und jedes Gericht über die Jahre perfektioniert hat. Wir wunderten uns etwas über das viele Essen und fragten Quan ob noch mehr Leute kämen. Er lachte nur und meinte, dass Liam nachdem sie mich sah, wahrscheinlich dachte, dass so ein großer Europäer drei oder viermal so viel isst wie ein Vietnamese, um nicht zu verhungern. Nach dem üppigen Mahl konnten wir uns in eine der Hängematten fläzen und die Ruhe des Ortes auf uns wirken lassen. Ein wunderbares Gefühl der Zufriedenheit umgab uns, sodass wir gar nicht mehr weg wollten. Als wir ein paar Fotos machten kam Liam aus dem Haus und wir setzten uns zusammen in einen Pavillon und versuchten mit Händen und Füßen ein Gespräch zu führen, was erstaunlich gut funktionierte. Am Nachmittag fuhren wir an dem touristischen Tam Coc vorbei und hielten an einem kleinen Rundwanderweg ein paar Kilometer entfernt, um noch mehr Kalkfelsformationen zu erkunden. Am Ende der einstündigen Wanderung wartete ein kleines Ruderboot auf uns, welches uns näher an die Felsen brachte. Wir waren erstaunt, dass eine schmächtige Vietnamesin an den Rudern saß und uns eineinhalb Stunden durch die Gegend rudern sollte. Quan verabschiedete uns  mit den Worten „be prepared for getting wet“ und einem heimtückischen Grinsen.

Und dann begann der Regen

Während der Hinfahrt hatten wir bereits die dunklen Regenwolken im Blick, waren aber noch zu sehr von den uns umgebenden Felsriesen abgelenkt. Keine halbe Stunden später tröpfelte es los. Bevor es richtig los ging sahen wir eine kleine Höhle in einem großen Kalkfelsen. Ich freute mich drüber, denn hier konnten wir unser Boot unterstellen. Wir schipperten auf die kleine Höhle zu und dachten wir schauen nur kurz rein, bis uns die Bootsdame signalisierte die Köpfe unten zu halten. Wir lachten noch und dachten sie will uns veralbern, denn zwischen Wasser und Höhlendecke betrug der Abstand nicht mehr als 50 Zentimeter. Es wurde stockfinster und teilweise sahen wir nichts außer dem schwachen Lichtstrahl der Stirnlampe unserer Bootsfrau. Wir hielten die Köpfe zwischen den Knien und ich musste daran denken, dass dies die empfohlene Position während eines Flugzeugabsturzes ist – zumindest wenn man den schlechten Zeichentrickbildchen auf den Sicherheitskärtchen der Fluggesellschaften glauben darf. Wir verließen die Höhle und es goss in Strömen. Der Himmel schien sich so sehr über unsere dünnen Regenjacken zu amüsieren, dass er vor Lachen weinte. In der zweiten Höhle machte unsere Bootsdame eine längere Pause, bevor sie den Rückweg antrat und so kräftig wie möglich die Ruder zurück in Richtung der ersten Höhle schwang. Während wir auf dem Hinweg noch fröhlich mitpaddelten, saßen wir jetzt nur noch wie zwei nasse Pudel im Boot und hielten die Köpfe zwischen den Beinen, obwohl es längst keinen Anlass mehr dazu gab. Der Regen hörte nicht auf und auf einmal rief uns unsere Bootsfrau etwas auf Vietnamesisch zu. Natürlich haben wir jedes Wort verstanden, nicht. Sie manövrierte auf einen Felsen in der Höhle zu und machte uns deutlich, dass wir in die andere Richtung blicken sollten. Während wir das taten, merkten wir, wie sie das Boot verließ.

Rettung in Sicht

Wir saßen also jetzt allein tropfnass in dem kleinen Boot ohne Bootsfrau und ohne Hoffnung. Wir spürten zwar dass sie längst nicht mehr hinter uns war, aber trauten uns auch nicht die Köpfe umzudrehen. So etwa muss es Geiseln eines Bankraubes  gehen, wenn die Gangster die Bank verlassen, aber vorher allen noch befehlen mit dem Gesicht zum Boden liegen zu bleiben. Wie lange liegt man dann da, habe ich mich schon immer gefragt. Jetzt weiß ich es – bis etwas passiert. Wir saßen also eine ganze Weile einfach drin und gucken raus, während es draußen immer weiter regnete und es drinnen immer kälter wurde. Innerhalb kürzester Zeit verfingen wir uns in Spekulationen über den Verbleib der Bootsfrau. Die Theorien gingen von sie sucht einen Landweg zurück, über sie versucht Handyempfang zu bekommen um Hilfe zu rufen, bis sie ist nur kurz kacken. Am Ende war es wahrscheinlich das Dritte. Denn kurze Zeit später tauchte sie wieder auf, setzte sich ins Boot und tat so als wäre nichts gewesen. Nach zwei oder drei Anläufen bei denen sie das Boot kurz aus der Höhle hinausruderte und uns vollregnen ließ, um dann wieder zurück zu rudern, nutze sie eine kurze Regenpause und paddelte so schnell sie konnte in den sicheren Hafen zurück.  Auf halber Strecke hielt die gute Bootsfrau noch in der Mitte des Flusses an und wollte Geld haben bevor sie weiterfuhr. Den ersten Geldschein tat sie mit „more, more“ ab. Nach dem zweiten mussten wir ihr gut zureden damit sie das wenige Trinkgeld akzeptierte und weiterfuhr.

Trinkgeld in Südostasien

Mit Trinkgeld in Südostasien ist es etwas kompliziert. Dazu erscheint deshalb demnächst ein kleiner Ratgeberbeitrag von uns.

Als wir an der Anlegestelle ankamen hatte unser spitzbübiger Guide Quan wenig Mitleid und viel Häme übrig. Neben ein paar unlustigen Witzen belohnte er uns im Bus mit einer voll aufgedrehten Klimaanlage für unser Durchhaltevermögen. Unser Homestay für die Nacht war einfach, aber sauber und sehr natürlich. Ein Familienbetrieb wie wir es schon von Indonesien kannten. Wir lernten noch schnell wie man frische Frühlingsrollen zubereitet und legten dann bei einem Feierabendbier die Füße hoch. Trotz des Regens bei der Bootsfahrt war der Tag ein voller Erfolg. Wir sprachen noch darüber wie gut alles  geklappt hat und wie froh wir waren diesen Ausflug mit Ethnic Travel gebucht zu haben. Aber damals ahnten wir noch nicht, dass am nächsten Tag alles schief gehen würde.

2 Comments

  • kevtina sagt:

    Wie gespannt ich bin! Bitte schnell weiter schreiben! Krass mir der Höhle. ..aber wer weiß, ob die Dame nicht nach alten Touristengeiseln geschaut hat, die sie in der Höhle gefangen hält, weil sie nicht genug Trinkgeld gezahlt haben 😀

  • Andrej sagt:

    Bin auch gespannt auf Teil 2, was bringt der Streifzug durch die dörfliche Idylie. Trnikgeld ist ja eher Erpressungsgeld.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert