Das kleine 1×1 der indonesischen Küche

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Die erste Geschmacksexplosion während unseres sechswöchigen Indonesientrips hatten wir in einem kleinen Warung auf der Insel Gili Trawangan. Ein Warung ist ein kleines meist familienbetriebenes Restaurant, welches eine kleine Auswahl regionaler Speisen anbietet. Meistens wird auf der Straße oder in einer kleinen Hütte gegessen. Die Atmosphäre ist am Anfang gewöhnungsbedürftig aber sehr authentisch. In den Warungs werden die Rezepte von Generation zu Generation weitergegeben, verbessert und verfeinert. Neben dem sehr niedrigen Preis sollte deshalb jeder mindestens ein Mittagessen in einem Warung während seiner Indonesienreise einplanen. Zur Geschmacksexplosion kommt es, weil indonesische Gerichte die Schärfe der Chilis, mit der Säure von Lemonengrass und Limetten, sowie mit der Süße von Erdnüssen oder Kokosmilch kombinieren. Zwei der besonders unter Budgettravellern beliebten Gerichte, die diesen Mix Inne haben sind Nasi Goreng und Mie Goreng. Nasi bedeutet Reis, Mie bedeutet Nudeln und das Wort Goreng steht für gebraten. Auf Lombok werden die beiden Gerichte mit einem frischen Spiegelei als Haube serviert. Garniert mit einer durchgeschnittenen Limette fügt jedes Warung seine eigene Schärfe hinzu. Wem es nicht würzig genug ist, der kann gerne auf die beliebte Sojasoße kecap manis zurückgreifen.

Mehr als Reis und Nudeln

Viele der Speisekarten in den Warungs sind nur auf der Landessprache Bahasa, jedoch kommt man gut zurecht wenn man sich einige wenige Vokabeln merkt. Zu den in Indonesien weit verbreiteten Nasi (Reis) und Mie (Nudeln) werden oft Ayam (Huhn), Ikan (Fisch) oder auch Udang (Garnelen) angeboten. Diese werden als Goreng (gebraten) oder als Bakar (gegrillt) zubereitet. Jetzt müsst ihr nur noch wissen, dass Sate kleine Bambusspieschen sind und nicht mit dem Wort Soto verwechselt werden sollten, was auf Indonesisch Suppe bedeutet. Während beim Sate Ikan und Sate Udang die Meerestiere in mundgerechten Stückchen auf dem Bambusspieschen gegrillt werden, wird beim leckeren Sate Lilit eine Masse aus gehacktem Fisch und Garnelen um einen Zitronengrassstengel gewickelt. Allein mit diesem Wissen, könnt ihr die meisten Hauptgerichte entschlüsseln und wisst wenn ihr das nächste Mal Nasi Goreng Ayam Bakar lest, dass es sich hierbei um kein kompliziertes indonesisches Gericht, sondern um gebratenen Reis mit Grillhähnchen handelt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird der Reis von einem Spiegelei bedeckt sein und neben eurem Grillhähnchen werdet ihr zwei Limettenhälften vorfinden – und Kaboom, Geschmacksexplosion.

Die „big five“ der indonesischen Speisekarte

Neben Nasi Goreng und Mie Goreng lassen sich auf fast jeder Speisekarte das beliebte Gado Gado, das leckere Temphe Goreng und das außergewöhnliche Cap Cai wiederfinden. Das allgegenwärtige Gericht Gado Gado ist das indonesische Wort für Durcheinander und besteht aus gemischtem Gemüse mit Erdnusssoße. Meistens werden dazu eine kleine Portion Reis und Krabbenchips gereicht. Temphe ist frittiertes Sojabohnentofu und wird entweder in kleinen Schnittchen, die aussehen wie frittierte Reiswaffeln zu anderen Gerichten oder zum Dippen mit der scharfen Soße Sambal Oelek gereicht. Das auf Tourispeisekarten eher selten vertretene Cap Cai gehört zu den Klassikern der indonesischen Garküche. Wörtlich übersetzt bedeutet es „Zehn Gemüse“, was Sinn macht, da es aus zehn verschiedenen Gemüsesorten zubereitet wird. Da jedoch nur in den seltensten Fällen Garküchen alle zehn Gemüsesorten vorrätig haben, wird Cap Cai gerne gekocht um das von der Zubereitung anderer Gerichte übrig gebliebene Gemüse zu verbrauchen.

Süße Früchtchen und heiße Suppen

Neben gängigen Softdrinks wie Cola, Fanta und Sprite, werden immer frischgepresste Säfte angeboten. Dabei sind nicht immer alle verfügbar, die auf der Speisekarte angeboten werden. Je nachdem welche Früchte das Lokal gerade vorrätig hat, kann neben Ananas- (nanas), Mango- (mangga), Limetten- (jeruk nipis) Wassermelonen- (melon) oder Kokosnuss- (kelapa) auch Maracuja- (markisa) oder Papayasaft (pepaya) ausgewählt werden. Zubereitet werden die Früchte als Saft (jus), mit Kokosnussmilch (santan) als Shake oder mit Joghurt (yogurt) als Smoothie. Oder man nimmt gleich eine der reichlich angebotenen fresh coconuts, welche frisch aufgeschnitten und mit einem Strohhalm und Löffel zum Auskratzen des weichen Fruchtfleisches hinterher, serviert werden.

Ein Tip nebenbei: Am besten auf die gekühlte Variante zurückgreifen, macht den Geschmack noch erfrischender.

Aus eigener Erfahrung kann ich nur dringend dazu raten auf das Eis in eurem Getränk zu verzichten, wenn ihr euch vor einer dreitägige Magen-Darm-Kur bewahren wollt. Hat es euch dennoch erwischt ist eine Nudelsuppe nach ein oder zwei Tage. Genau das richtige um wieder auf den Damm zu kommen. Neben der klassischen Hühnersuppe (Soto Ayam) wird besonders zu Mittag gerne die Bakso (Suppe mit Hackbällchen) gegessen. Die beste Bakso gibt es meistens bei den fahrenden Garküchen, den sogenannten Kaki Lima.

Aller Nachtisch ist schwer

Luftige Mouse, ein leichtes Parfait oder ein fruchtiger Obstsalat zählen zu kleinen Nachspeisen, die ein üppiges Mahl abrunden sollen. Anders ist es in Indonesien, denn das Dessert ist meistens teigig, mächtig und liegt schwer im Magen. Nichtsdestotrotz ist es sehr lecker und passt zu den eher kleinen Portionen der Hauptgerichte. Neben dem Bananapancake der zwar auf jeder Speisekarte vorhanden ist, aber nicht zu den traditionellen Nachspeisen zählt, werden in Indonesien grüne Kokos-Pfannkuchen serviert. Unter dem Namen Dadar Gulung werden die gerollten Kokospfannkuchen auch mit einer Kugel Eis oder mit Karamelsoße gereicht. Ebenfalls aus der Ecke teigig und süß kommen das martabak manis (pancakesandwitch) und die kleinen Kokospfannküchlein serabi. Beides ist eher auf Nachtmärkten und an Strassenständen zu finden, als im Restaurant um die Ecke. Eine fettige Angelegenheit und ganz anders als die kleinen Reisbällchen mit Kokosraspeln (klepon) sind die frittierten Sesamballen Onde-Onde. Diese werden oft direkt ins offene Autofenster verkauft und als kleiner Snack für zwischendurch zu sich genommen, wenn man mal wieder auf dem Weg nach Hause in einem der vielen Verkehrsstaus steckt.

Kleiner Essens-Knigge

Fernab von Sitten und Bräuchen der indonesischen Esskultur, gibt es ein paar einfache Grundregeln an die sich reisende halten sollten, um nicht unangenehm aufzufallen. Anstatt Messer und Gabel, bekommt man in Indonesien Gabel und Löffel als Besteck. Der Löffel kommt in die rechte, die Gabel in die linke Hand. Grundsätzlich können auch alle Speisen mit der Hand zu sich genommen werden. Wichtig ist dabei bloß, dass man ausschließlich mit der rechten Hand isst. Die Linke gilt als unrein, weil es die ist, mit der man sich den Arsch abwischt. Somit sollte auch klar sein, dass man zur Begrüßung einem Indonesier niemals die linke Hand hinhält. Da oft mit der Hand gegessen wird, werden die Speisen lauwarm serviert. Da besonders in den kleinen Warungs nur ein oder zwei Herdplatten bereitstehen, werden die bestellten Gerichte oft erst nacheinander serviert.  Es ist daher sinnvoll nicht mit dem Essen darauf zu warten, bis jeder seine bestellte Mahlzeit bekommt, sondern sich die Gerichte nach und nach zu teilen. So werden alle satt und können unterschiedliche Gerichte probieren. Der Reis dient dabei als Basis und wird in den meisten Fällen als kleines Häufchen für jeden auf einem extra Teller serviert. Die restlichen Speisen werden dann individuell um den Reis angeordnet.

Salemat makan! Guten Appetit!

1 Comment

  • Andrej sagt:

    Danke für das 1×1, hab es gleich angewendet und in Oman mit eurem Wissen im Gepäck, Nasi Goreng bestellt. Und tatsächlich habe ich einen Löffel und eine Gabel bekommen, und das Ei war auch oben drauf.
    Ich weiß nicht ob die Köche Indonesier sind. Es war eine offene Küche, und die Männer sahen wie Indonesier aus. Auf jeden Fall hat es geschmeckt. Warte auf andere Tipps.

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