Der erste Abschnitt unseres Roadtrips durch den Westen der USA verlief von Oceanside in der Nähe von Los Angeles über den Nationalpark Joshua Tree bis zum Wassersportparadies Colorado River. Nach drei Monate entlang der Küste Australiens freuten wir uns mal wieder im Inland unterwegs zu sein und die Nationalparks zu entdecken. Wir waren auch sehr gespannt darauf, ob sich der Umbau des geliehenen Mini-Vans auf der Straße beweisen kann und alles so klappt wie wir uns das vorgestellt haben. Jedes Mal wenn wir ein neues Land bereisen, müssen wir zunächst herausfinden wie es funktioniert. Jedes Land hat dabei seine Eigenheiten an die man sich gewöhnen muss. Das Offensichtlichste in den USA sind die komplett neuen Maßeinheiten. Anstatt Kilometern, Litern und Gramm, wir hier in Meilen, Galonen und Unzen gerechnet. Wir versuchen so schnell es geht gleich in den Kategorien des Landes zu denken anstatt die ganze Zeit umzurechnen. An der Tankstelle zum Beispiel muss man den Sprit bezahlen bevor man ihn zapft. Will man volltanken muss man wissen wie viel Gallonen in den Tank passen. Während wir in Australien die App WikiCamps benutzten um nach Campingplätzen zu suchen, ist diese (da zu wenig Nutzer) wertlos. Besser funktioniert www.allstays.com zur Recherche von Campingmöglichkeiten. Die Website sieht zwar aus, als hätte Sie Bill Gates persönlich in den 70er programmiert, aber zumindest sind alle Plätze verzeichnet. Auch die Vorfahrtsregel in den USA ist gewöhnungsbedürftig. Anstatt dem uns bekannten Rechts vor Links, hat in den Staaten derjenige Vorfahrt, der zuerst an der Kreuzung ankommt. Was anarchisch klingt, klappt in der Realität erstaunlich gut. Ob beim Einkaufen, beim Restaurantbesuch oder dem täglichen Gang zur Toilette. In den USA war für uns vieles anders als erwartet. Auch der Besuch unseres ersten Nationalparks Joshua Tree war erstaunlich geil.
Joshua Tree: Auf den Spuren von Cowboy und Indianer
Die Wüstenlandschaft des Joshua Tree liegt im Südosten Kaliforniens und bildet den Übergang zwischen der Mojave- und der Colorado Wüste. Während wir in Australien gedacht hatten, dass wir ein karges Land, viel rote Erde und massenhaft Riesenspinnen finden und vom satten Grün der Wälder sowie tropischen Küstenabschnitten überrascht wurden, dachten wir in den USA genau das zu finden und fanden genau das Gegenteil. Schon bei der Anfahrt zu Joshua Tree spürten wir wie sich das Klima im Vergleich zu Ocenaside an der Küste veränderte. Es war viel heißer, viel trockener und karger als erwartet. Der Nationalpark besteht gefühlt nur aus Sand, riesigen Felsbrocken und einer Kreuzung zwischen einem Baum und einem Kaktus der sogenannten Yucca Palme. Dieses auch Joshua Tree genanntes Gewächs spendet neben gigantischen Felsbrocken den überlebenswichtigen Schatten. Erst jetzt wurde uns so richtig bewusst, dass wir uns im ehemals wilden Westen der USA befinden und auf den Spuren von Cowboy und Indianer wandeln können. Und jetzt fiel uns auch ein, dass wir in den Vorstädtchen Twentynine Palms des Nationalparks auch einige Saloons gesehen hatten, die wir später besichtigten. Bereits am zweiten Tag verfing sich sogar einer dieser kreisrunden Dornenbüsche, die einsam durch die karge Steppe Wehen in dem Kühlergrill unseres Autos. Auf dem Weg zu einer verlassene Goldmine haben wir zum ersten Mal einen Eindruck davon bekommen wie sich eine schleichende Dehydration anfühlt und auf dem Rückweg ist Angélique fast auf eine Klapperschlange getreten. Während wir am Tag zu den unterschiedlichen Felsformationen fuhren die lustige Namen wie Scull Rock oder Amphitheater hatten, weil sie diesen Dingen ähnelten, saßen wir Abends zwischen gigantischen Felsbrocken am Lagerfeuer und beobachteten das Treiben der flinken Streifenhörnchen (Chipmunks). Der erste Nationalpark auf unserer Route haute uns bereits von den Socken, aber das besondere war am Ende dann doch der Zwischenstopp auf einem verlassenen Campingplatz am Colorado River abseits des Massentourismus.
Campen am Colorado River
Nach zwei Tagen im Joshua Tree sagten wir den atemberaubenden Campingplätzen Jumbo Rocks und Hidden Valley goodbye und fuhren zum Wassersportparadies Colorado River. Bereits im Reiseführer wurde auf die vielen Möglichkeiten hingewiesen die hier geboten werden. Vom Wasserski, über Schnellboot leihen bis zum Hausboot mieten war alles dabei. Uns jedoch führte es an einen abgelegenen Campingplatz abseits des Trubels. Als wir an den gut besuchten großen Campingplätzen vorbei fuhren hatten wir uns Sorgen gemacht ob wir noch einen freien Platz auf dem BML Land bekommen. Die einfachen und günstigen Campingplätze in den USA werden von dem Bureau of Land Management (BLM Land), den einzelnen Staaten (State Parks), den Nationalsparks (NP Campgrounds) betrieben oder liegen in Betreuungsbereich der sogenannten National Forrests (NF-Campgrounds). Zu unserem Erstaunen befand sich außer uns keiner auf dem BLM Platz. Da wir uns einen Jahrespass für alle Nationalparks geholt hatten, kostet uns die Übernachtung auf dem BLM Platzt sogar nur 2,50$ anstatt der üblichen 5$. Jeder Platzt verfügte über einen Grill, einen Tisch mit Sitzbänken und eine Feuerstelle. Wir suchten uns einen Platz direkt am Wasser und nachdem wir die ersten Dinge ausgepackt hatten, kamen ein Mann und eine Frau in einem Golf-Cart vorbeigefahren. Wir dachten zuerst es handele sich bei den schrägen Vögeln um den Platzwart (Camp-Host) jedoch waren es nur zwei interessierte Rentner, die in einem nahegelegenen Trailerpark wohnten und Abends gern in ihrem Golf-Cart die Runde machten. Sie erzählten uns auch, dass der Camp-Host den Platzt verlassen hätte, dass dieser Platzt aktuell nicht unter Beaufsichtigung fällt und wir eigentlich auch nichts bezahlen bräuchten. Wir hatten den Umschlag mit den 2,50$ zwar bereits eingeworfen aber freuten uns dennoch über die Information. Denn jetzt konnten wir uns in Ruhe den Platzt des Camp-Host genauer anschauen. Wir fanden einen funktionierende Wasserleitung, Feuerholz, einen Schubkarren, Werkzeug und ein Set Golfschläger. Als wir am nächsten Tag realisierten das wir einen traumhaften Platz direkt am Colorado River gefunden hatten, der uns nichts kostet und uns dafür sogar ein paar Geschenke bescherte, entschieden wir einen Tag länger zu bleiben. Wir genossen die Sonnen, gingen im Eiskalten Wasser baden, duschten mit dem Gartenschlauch des Camp-Host und während es sich Angélique in der Hängematte gemütlich machte, nutzte ich die Zeit um meine Abschlag mit dem 9er Eisen zu üben. Einzig die vielen Jetskis, Schnellboote und Wassersportfanatiker störten unser Idyll, weil sie mit plärrenden Motoren den Colorado River rauf und runter ballerten. Wären sie nicht gewesen und wir nicht neugierig auf das was uns am Grand Canyon erwartet, wären wir am liebsten ewig an diesem wunderschönen Platz geblieben.
1 Comment