Wir haben uns vor der Grenzüberquerung online informiert und dabei diesen Blogbeitrag gefunden, indem Mona von travelmakesyouricher.com sehr detailliert beschreibt wie man die Grenze von Laos nach Kambodscha überquert. Daran wollten wir uns eigentlich halten, doch dann kam alles anders. Wir kauften auf Don Khon ein Ticket für 280.000 Kip pro Person in einem der Restaurants mit Ticketverkauf neben Pan’s Guesthouse. Der Mann der uns das Ticket verkaufte wirkte sehr sympathisch und vertrauenswürdig. Er erklärte uns, dass wir am Morgen um acht Uhr starten würden. Treffpunkt sei das Restaurant. Von dort aus ginge es dann mit dem Boot nach Naka Sang, der Anlegestelle am Festland. Dort sollten wir in einen großen Reisebus umsteigen und zur Grenze fahren. Auf der anderen Seite würde dann ein klimatisierter Minivan auf uns warten und mit Max. 14 Personen an Bord direkt über die „New Road“ nach Siem Reap fahren, welches wir gegen 17 Uhr erreichen würden. Soweit hörte sich alles super an, jedoch waren wir aufgrund der vielen kritischen Blogbeiträge wenig optimistisch.
Unsere Tort(0)ur begann bereits bei der Bootsanlegestelle
Der Holzkahn mit dem wir abgeholt wurden hatte bereits seine besten Tage hinter sich. Überall waren Löcher und Risse, die Holzplanken vibrierten so stark vom immer wieder aussetzenden Motor, dass ich uns schon im Mekong schwimmen sah. Wir schafften es irgendwie zur Anlegestelle in Naka Sang und nachdem wir unsere Rucksäcke geschultert hatten, winkte uns der Kapitän in eine Richtung. Wir liefen die Straße ein ganzes Stück entlang und tauschten unser Ticket an einem braunen Holzhäuschen gegen ein Busticket. Ziemlich schnell entdeckten wir den Mann, der die Einreiseformulare verteilte und schon einen Haufen Pässe vor sich liegen hatte.
Immer wieder erzählte er die gleiche Geschichte. Das Visum kostet pro Person 35 USD. Bei der Ausreise bezahlt man 2 USD „stamp fee“ und bei der Einreise kommen nochmal 2 USD für den Visastempel dazu, sowie 1 USD für eine medizinische Untersuchung – also alles in einem 40 USD pro Person. Man könnte die Grenze auf eigene Faust überqueren, aber da wir alle rüber wollen, ginge es schneller wenn er alle Visaanträge und Pässe sowie das Geld einsammelt und die Beamten alles in einem Rutsch durchstempeln. Obwohl sich das sehr plausibel anhörte, ignorierten wir ihn zuerst und hielten nach Menschen Ausschau die dies ebenfalls taten. Außer uns war dort leider nur ein Paar, das bereits die Weiterfahrt in Kambodscha mit AVT (Asia Van Travel) gebucht hatte. Da die Frau nicht nur englisch, sondern auch Lao sprach, wollten die beiden die Grenze natürlich auf eigene Faust überqueren und rieten uns nicht zu viel Zeit mit den Antragsformularen zu verschwenden, weil der Bus eventuell nicht auf uns warten würde.
Herdenverhalten par excelance
Besorgt schauten wir zu, wie gefühlt jeder dem Mann das ausgefüllte Formular sowie ein Passbild und den Pass aushändigte. An dem Punkt, an dem wir schließlich so unsicher waren, ob wir das nicht auch tun sollten, hatte er keine Visaformulare mehr. Er erklärte sich aber bereit diese für uns auszufüllen, damit wir (genauso wie die anderen) möglichst schnell durchkommen. Gegen 10 Uhr sollten wir in einen großen Reisebus steigen und der Mann mit den Pässen sagte uns, alle die ihm den Pass gegeben haben, sollten einfach im Bus bleiben und warten bis er mit den Pässen wieder da ist. Alle nickten. Jeder hatte ihn verstanden. Als wir an der Grenze ankommen und der Bus anhält, steigen alle aus. Uns ist nicht so richtig klar warum. Wir wollen aber nicht als einzige im Bus bleiben und steigen auch aus.
Während die einen ihr Gepäck aus dem Bus holen und sich zum Visa-Häuschen aufmachen, versuchen andere zu erfahren ob wir mit dem gleichen Bus nach Siem Reap fahren. Als ich Nachfrage erklärt mir der Busfahrer, wir sollen die Grenze überqueren und auf der anderen Seite in Minivans steigen, das Gepäck bleibt aber zunächst im großen Bus, da dieser auch über die Grenze fährt und dort unser Gepäck auslädt. Also laufen wir einfach ohne Pässe und ohne Gepäck über die Grenze an allen Kontrollhäuschen vorbei. Kurz bevor wir das Letzte passieren, hält uns ein Mann ein Lasergerät an den Hals (Fiebermessgerät?) und wir bekommen einen gelben Zettel in die Hand gedrückt. Wofür? Keine Ahnung. Interessiert auch keinen. Also laufen wir weiter bis wir auf einen anderen Typen treffen, der uns fragt ob wir mit AVT gebucht hätten. Wir sagten nein und sollten in das Restaurant direkt hinter die Grenze gehen und warten. Mittlerweile hatten wir wenigstens noch drei andere Personen gefunden die genauso dumm wie wir gewesen waren und gepäck- und passlos in dem Lokal rumstanden. An dieser Stelle hatte ich bereits das Gefühl, dass wir unseren Pass nie wieder sehen werden und unser bisher schon schäbiger Tag mit einer Kanstdusche endet.
Die längste Wartezeit unseres Lebens
Über eine Stunde später. Die, die mit AVT gebucht hatten, waren schon lange mit ihren VIP Vans davon gedüst. Jede Nachfrage nach dem Verbleib unserer Pässe wurde mit Kopfschütteln oder „stamp, stamp“ beantwortet. Unser Gepäck wurde aus dem großen Bus ausgeladen, welcher wendete und davon fuhr. Wir sollten dann in zwei Minivans einsteigen, die gerade vorfuhren Unser Gepäck wurde dabei wortlos hinter die Sitze gestopft. Ich stand da, schaute Richtung Grenze und schüttelte mich selber innerlich so lange, bis meine eigene Dummheit womöglich doch noch aus mir herausfallen würde.
Dann kam der Todesstoß. Während Angélique im randvollen Minivan saß, mir meinen Sitz freihielt und sich von den gernervten Mitwartenden anhören musste, wie unfassbar es doch sei, dass es noch immer Idioten gab, die ihre Visa nicht selber besorgen, lief ich draußen herum und schaute wie ein geschlagener und zurückgelassener Hund in Richtung Grenzhäuschen. Ich hielt ausschau nach dem Mann mit den Pässen und merkte nicht wie ein Grenzbeamter zu unserem Bus herüber kam. Er winkte mich ein Stück zur Seite, öffnete die Tür und sagt: „Passport control!“.
Wie es aussah hatten im Minivan alle außer uns ihren Pass behalten, die Grenze passiert, selber die 40 USD an die Beamten bezahlt und hielten diesem gerade ihr frisches Visum unter die Nase. Ich schaute Angélique an, die steif im Minivan saß an und ich sah die Verzweiflung in ihren Augen, drehte mich aber erst mal instinktiv weg und tat so als würde ich nicht dazu gehören. Ab jetzt hieß es, jeder für sich. Als sie dem Beamten klar machte, dass der Mann vom Busunternehmen unsere Pässe immer noch hat und damit irgendwo hinter der Grenze sein müsste, schien ihn das nicht weiter zu interessieren und er sagt nur kurz – okay. Schnell redete ich von der Seite rein und machte deutlich, dass wir zusammen gehören und mein Pass ebenfalls dort sei. Ich wollte von ihm wissen ob das auch okay sei? Er nahm mich nicht einmal wahr und ging wieder. In dem Moment tauchte der Mann mit den Pässen auf. Es waren doch noch an die 30, die er da in der Tüte hatte. Ich suche Unsere so schnell wie möglich herraus, setzte mich in den Minivan, schaute auf den Boden und schämte mich meiner Naivität.
Weiter geht die wilde Fahrt
Angélique und ich redeten erst einmal nicht miteinander, aber dann doch und wir schwörten uns nie wieder so dumm zu sein und wie Lemminge etwas zu tun, nur weil andere es auch machten. Der Minivan fuhr los und wir merkten zum ersten Mal wie ungemütlich er war. Viel zu viele Menschen teilten sich viel zu wenig Platz. In jeder Ritze des Minivan in der kein Mensch steckte, steckte ein Gepäckstück und da kamen auch noch zwei Laoten und wollten mitfahren und wurden natürlich auch noch irgendwo reingestopft. Das menschliche Akkordeon fuhr bis nach Stung Treng, spuckte uns an einer Tankstelle mit den Worten „bus change“ aus und fuhr davon. Nix Direktverbindung! Keine 15 Minuten später tauchte ein anderer Minivan auf und ludt uns ein – er war alt, hässlich, klein, stank nach Rauch und Schweiß. Der Fahrer pfeifte sich nach den ersten Kilometern einen Energiedrink nach dem anderen rein und rauchte dabei auch noch Kette. Er ballerte mit über 100 Km/h über die demolierten Straßen, was in Kamboscha ungefähr genauso lebensgefährlich ist, als würde man auf einer deutschen Autobahn 1000 Km/h fahren. Im Gegenverkehr. Rückwerts.
Unser geistesgestörter Fahrer hielt erst an, nachdem wir eine Pinkelpause einforderten. Danach ging es noch schneller weiter, weil er anscheinend die Zeit der ungewollten Pinkelpause wieder reinfahren wollte. In diesem rasenden Metallkäfig verbrachten wir die nächsten sechs Stunden bis uns vom Sitzen fast der Arsch abfiel. Endlich angekommen in Siem Reap wurden wir wie immer von TukTuk-Fahrern bedrängt, sobald die Minivan-Tür aufging. Gekonnt handelten wir den Fantasiepreis des Fahrers um 50 Prozent runter, zeigten ihm den Weg und ließen uns zu unserer Unterkunft der Sourkear Villa fahren. Kurz bevor wir ankamen, riet er uns heute Abend nicht mehr auf die Straße zu gehen, wir seien hier in einer für uns sehr gefährlichen Gegend gelandet. Achja – Welcome to Kambodscha.
OMG, der Anfang war gar nicht gut! Aber ich hoffe die weitere Reise in Kambodscha ist einigermaßen gut verlaufen. Obwohl Länder, die zu lange unter einer „Rote Diktatur“ gelebt haben, degradieren und die eigene Kultur verlieren.