Car Camping durch den Westen der USA

Wir hatten es tatsächlich geschafft. Nach der für uns dramatischen Einreise in die USA holten wir unseren Mietwagen bei Alamo ab und fuhren zu unserer AirBnB Wohnung in Oceanside. Dort hatten wir knapp zwei Wochen Zeit den geliehene Mini-Van in einen Roadtrip-Tauglichen Camper zu verwandeln ohne Spuren zu hinterlassen. Denn bereits zwei Monate später mussten wir den Chrysler in Seattle abgeben, ohne das der Vermieter merkt, dass wir uns einen sogenannten Stealth Camper gebaut hatten. Obwohl uns knapp zwei Woche zu Beginn sehr großzügig für unser Projekt erschienen, verging die Zeit schneller als gedacht und ohne die freundlichen Mitarbeiter vom Home Depot hätten wir es vielleicht sogar überhaupt nicht geschafft rechtzeitig fertig zu werden. Aber der Reihe nach.

Oceanside in Sunny California

Unsere AirBnB Gastgeber Jane und Mark waren wunderbar. Sie gaben uns viele Tipps zu der Umgebung, liehen uns Werkzeug und ließen uns sogar zwei Tage länger in der Wohnung wohnen als geplant. Auch das beschauliche Oceanside zwischen LA und San Diego hatte einiges zu bieten. Neben Spazier-Stränden in der Umgebung wie dem Solana Beach an dem wir das kalifornische Strandfeeling genossen entdeckten wir beim La Jolla Beach sogar Seelöwen, denen wir ungewöhnlich nah kommen durften.

Natürlich gab es auch jede Menge Restaurants und ein riesiges Outlet-Center in der Nähe, aber auch eine kleine Kunstgalerie, ein wunderbares Museum über die Geschichte des Surfens und einen wöchentlichen Streetfood-Markt dessen Besuch uns fast zum Platzen brachte. Wir genossen es nach über drei Monaten Camper-Leben eine Wohnung mit einer funktionierenden Stadt im Hintergrund zu haben, um einen ersten Eindruck von den USA zu bekommen. Und dieser war ganz  anders als erwartet.

People in America want it now

Mit diesen Worten erklärte uns Jane die für uns ungewöhnlichen Öffnungszeiten der Supermarktkette Walmart. Nicht nur das Walmart 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche geöffnet ist, es scheint außerdem alles anzubieten was der Durchschnittsamerikaner zum Leben braucht. Walmarts sind riesige Konsumtempel, die einen verschlucken und erst mehrere Stunden später wieder ausspucken. Vom Motorrad bis zum Gartenzwerg kann man hier alles kaufen, was das Herz begehrt. Gleich bei unserem ersten Besuch entdeckten wir jemanden der im Pyjama und einer Bärenkopfmütze auf dem Kopf eine Wasserwaage, Pudding und jede Menge Energydrinks kaufte. Ja ja die Amis, so sind sie. Sie wollen es groß, schnell und am liebsten sofort. Sie sind super oberflächlich, nicht besonders Weltoffen aber dafür durch und durch Patrioten. Diese und weitere Klischees brachten wir aus Deutschland mit – und wurden eines besseren belehrt.

Unsere Gastgeber empfingen uns mit einer Herzlichkeit, die wir niemals erwartet hätten. Auf der Straße sind die meisten Menschen sehr offen und freundlich. Sie brechen durch einen kleinen Plausch schnell das Eis. Es wir kurz geschnackt, man wünscht sich einen schönen Tag und jeder geht seinen Weg. Am meisten hat uns die Hilfsbereitschaft der Amerikaner überrascht. Als wir  im Home Depot (Baumarkt ähnlich dem Hornbach in Deutschland) Holzplatten gekauft hatten, um ein Plateau für unseren Mini-Van zu bauen, schnitten uns die Mitarbeiter das Holz nicht nur zu, sondern schraubten und leimten es auch gleich zusammen. Oben drauf gab es dann noch ein paar kulinarische Geheimtipps wie zum Beispiel das Biscuits & Gravy. Nie hätten wir gedacht wie vielfältig Kalifornien ist und schon gar nicht, dass es ein super Ort ist um Spanisch zu lernen. Die Ausschilderung in den Supermärkten ist immer auf Spanisch übersetzt, auch die Kochanleitung  auf den Produkten ist bilingual. Werbeplakate, Speisekarten in Restaurants oder auch das TV-Angebot machen die Nähe zum Lateinamerikanischen Kontinent erlebbar. Und so passt es auch, dass der Lieblings-Snack der Amerikaner in diesem Bundesstaat der California Burrito ist.

Car Camping und Boondocking

Nachdem wir alles, was wir für den Umbau des Mini-Vans brauchten bei Walmart bekamen oder uns bei Amazon bestellen konnten und Luis vom Home Depot (der witziger Weise sogar deutsch Sprach, weil er in jungen Jahren in Aschaffenburg als Soldat stationiert war) uns beim Bau des Hochplateaus geholfen hatte, konnten wir voller Stolz auf unseren Stealth Camper blicken. Der Mini-Van sieht von außen aus wie ein ganz normaler Wagen, sodass wir auch mitten im Wohngebiet oder auch auf jedem Supermarktparkplatz problemlos übernachten können, ohne von Rangern oder der Polizei entdeckt zu werden. Genau darum geht es beim Car Camping oder dem trendigem Boondocking.  Boondocking kann in etwa mit dem Begriff wild-campen übersetzt werden und ist in den USA weit verbreitet. Unser rollendes zu Hause verfügt  über mehr Komfort als die Kleinwagen-Zelt-Kombination für die sich viele USA-Reisende entscheiden und ist trotzdem so klein und wendig, dass wir keine Probleme haben einen Stellplatz zu finden. Abgesehen davon, dass der Mini-Van samt kosten für den Umbau nur halb so teuer war wie die Anmietung eines Campervans, können wir zusätzlich die Kosten für teure Campingplätze sparen und stattdessen auf wunderschönen Naturplätzen oder zur Not auch auf den Parkplätzen von Walmart übernachten.

Ab jetzt heißt es „Roadtrip, Baby!“. Von LA über Las Vegas und San Francisco bis nach Seattle zur kanadischen Grenze.

2 Comments

  • Andrej sagt:

    Super, Super, Super good! Und hält immer noch? Auch weiter viel Spass bei der Reise.

  • Andrej sagt:

    Hab zweites mal geschaut, Wer ist Dirk Diggler? Und wie ist es mit duschen und anderen Dingen die man so jeden Tag macht?:)
    Übrigens seht coole Frisur. Bringt deine frisur immer noch schlicksi 86 zum schmunzeln?

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