Nachdem wir den großen Seen der Sierra Nevada den Rücken kehrten, fuhren wir die 13 Meilen östlich des Highway 395, um uns unsere erste Geisterstadt anzuschauen. Bodie galt zu Zeiten des kalifornischen Goldrausches als eine der härtesten und gesetzlosesten Städte im Westen der heutigen USA. Nordöstlich des berühmten Yosemite Nationalparks gelegen, bläst auch heute immer noch ein rauer Wind durch die einst lasterhaften Saloons des Ortes. 1859 fand der Goldgräber William S. Bodey Goldvorkommen am westlichen Hang der Sierra Nevada. Während die ersten Nuggets schnell geborgen waren, kam es erst über 15 Jahre später zum eigentliche Goldrausch. Nachdem eine Mine einstürzte und ein riesiges Vorkommen an Golderz freilegte. In den Folgejahren boomte der Goldabbau in Bodie, die Einwohnerzahlt stieg von 1.500 auf 8.000 Menschen und neben Bergarbeitern und Händlern zog das Funkel des Goldes auch jene Revolverhelden an, die später der Stadt Bodie ihren undankbaren Ruf bescherten.
Am Eingang des heutigen State Historic Park Bodie erhielten wir einen kleine Broschüre, die uns über die Geschichte der Stadt, ihre Bewohner, den Untergang und schlussendlich ihre Konservierung aufklärte. Während die Stadt zwischen 1877 und 1881 ihre Blütezeit hatte, waren die meisten Goldadern der über 60 in der Nähe der Stadt entstandenen Minen Anfang der 90er Jahre versiegt. Im Jahr 1932 wütete ein gewaltiges Feuer, sodass die meisten Menschen der Stadt von über Nacht evakuiert wurden. Nachdem das Feuer über 90 Prozent der Stadt zerstörte, kamen die Bewohner der Stadt nicht wieder. Der Bergbau wurde zwar noch bis 1942 weiter betrieben, jedoch war das Schicksal der Stadt Bodie besiegelt. Bis 1962 stellte die Familie von Bodies letztem Großgrundbesitzer Verwalter ein, die das, was von der Stadt übrig geblieben war vor Plünderungen beschützen sollten. 1962 kaufte die California-State-Park-Behörde die Stadt und erklärte sie zum State Historic Park, um die historischen Gebäude und Artefakte zu bewahren.
Rundgang durch Bodie – eine Zeitreise
Ein Besuch der Stadt gleicht einer Zeitreise in die wilde Geschichte des Goldrausches in Kalifornien. Aufgrund der geringen Luftfeuchtigkeit in Bodie sind viele Häuser und Relikte aus dem späten 19. Jahrhundert sehr gut erhalten. Und da die letzten Bewohner der Stadt während des Feuers evakuiert wurden, hat man nicht das Gefühl, dass sie schon vor über 100 Jahren die Stadt verlassen haben. Wir liefen wie kleine aufgeregte Kinder durch die Stadt und spähten die Fenster der Stadt. Am liebsten hätten wir uns an dem kleinen Kacheloffen in einem der Wohnhäuser gewährt, hätten den kompletten Gemischtwarenladen leergekauft, auf ein Bier in einem der Saloons Einzug gehalten und unsere hart verdienten Goldnuggets an den Roulettetischen verzockt – so authentisch und ehrlich ist der Einblick in die vielen Häuser, die in Bodie noch übrig geblieben sind. In der Schule liegen noch die aufgeschlagenen Bücher der Kinder auf ihren Bänken. Die Einsätze im Casino sind noch auf den Zahlen des Roulettetisches platziert. Ein alter Truck aus der 20er Jahren steht noch an der Zapfsäule einer Tankstelle und hinter jedem Fenster eines Wohnhauses erzählten das Kinderspielzeug, die Whiskey-Flaschen oder die Ansammlung von Parfümflakons und schicken Kleidern die Geschichte der Bewohner.
Die Geschichte der Geisterstadt Bodie ist eine Geschichte vom schnellen Aufstieg und einem ebenso schnellen Niedergang. Diese tragische Geschichte passt auch zur ebenfalls tragischen Biografie des Namensgeber der Stadt. Im gleichen Jahr, indem William S. Bodey die Goldader in Bodie entdeckte, geriet er während einer Versorgungsfahrt in einen Schneesturm und erfror.